Wie immer haben wir unsere Einschätzungen unabhängig voneinander geschrieben und die Redaktion hatte so gar keinen Einfluss.
Sylke:
Ich habe gestern zu Uwe gesagt, dass ich irgendwie aus diesem Urlaub nicht soooo relaxt zurück komme. Immer war was los, nie saßen wir nur da. Irgendwie wussten wir nie, was wir morgen, übermorgen und den Tag darauf sehen werden oder unternehmen. Immer war alles neu und wenn man sich gerade mal eingelebt hatte, ging es weiter. Um ehrlich zu sein: Ich finde das toll. Denn es gibt so viel zu entdecken. Und ich bin so froh, dass Uwe das genau so sieht (hoffentlich schreibt er später nicht was ganz anderes).
Wir hatten uns verschiedene Urlaubsbausteine ausgesucht. Von der deutschen Gruppenreise durch Peru, Bolivien und Chile, über die Overland-Tour im Truck durch Patagonien, das sündhaft teure Antarktisabenteuer, bis zu unseren eigenen Ideen in Floripa und Rio.
Von Zelten in Staub und Dreck bis zu noblen Herbergen, von selbstgekochten Abendessen für 24 Leute vor einem Truck über 4 cm hohe Steaks in Argentinien. Von 35 Grad im Schatten, strömenden Regen bis zu km-dicken Eisschichten in der Antarktis. Alles war dabei. Ich würde sagen, eine bunte Mischung. Ich weiß, Uwe würde mit dem schmutzigen Truck nicht in die Mongolei fahren (eigentlich schade), aber zwei Menschen haben eben auch unterschiedliche Vorstellungen, was Urlaub/Abenteuer/Komfort betrifft. Zum Glück liegen wir nicht weit auseinander und die drei Truck-Wochen durch Chile waren eben eine Erfahrung.
Früher habe ich meine Kinder immer gefragt „Was hat euch am besten gefallen?“ Jetzt könnte ich diese Frage gar nicht so leicht beantworten.
Vielleicht die Dinge, die mir spontan einfallen (wobei da Rio im Vorteil ist, weil andere Dinge eben schon maximal 69 Tage her sein können und ich gerade hier auf meinen Flieger warte):
1. Der Inka-Trail war wirklich toll (und nicht nur deshalb, weil am Ende des Tages das Zelt schon aufgebaut war und das Essen jemand gekocht hatte)
2. Die Stadt Cusco, mit den alten Inka-Stätten gemeinsam mit den Gebäude der Spanier aus dem 15. Jahrhundert
3. Patagonien, diese wilde Landschaft und man sah um die Haare irgendwie immer sturmzersaust aus
4. Rio de Janeiro ist definitiv die schönste Stadt der Welt (für mich)
5.Dulce de leche, diese Köstlichkeit. Gibt es in ganz Südamerika. Fast besser als Nutella, diese „zwei Stunden auf dem Herd eingeköchelte gezuckerte Kondensmilch“ (hmmm, ja genauso muss man sich das vorstellen)
6. Gletscher
7. putzige Pinguine
... und noch so viel mehr
Ich bin so froh, dass wir diesen Blog geschrieben haben. Das Erlebnis von heute ist die Erinnerung von morgen.
Nichts ist so schön, wie nach einem langweiligen Tag das dicke, gedruckte Blogbuch 2018/19 zur Hand zu nehmen und sich zu erinnern.
Auf was ich mich zu Hause freue?
Endlich nicht mehr das Klopapier nach kunstvollen Falten in eine Extratonne zu werfen, sondern einfach ab damit ins Klo.
Wie herrlich, heute Abend unter unsere gemeinsame große Daunenwinterdecke zu kriechen und nicht diese schrecklichen Laken-Decken-Konstruktionen, die noch dazu am Fußende so stramm mit dem Bettgestell verbunden ist, dass man erstmal ewig braucht, bis man sich befreit hat.
Mal ein bisschen Hunger haben, keinen Alkohol trinken, mal Nachrichten im Fernsehen, eine Zeitung lesen.
Die Wäsche waschen, alles riecht nach nassem Hund.
Ich freue mich auf unseren Alltag, obwohl ich kein Heimweh hatte.
Das nächste Projekt: Wir suchen uns einen Tauschpartner in Rio (gern an der Cobacabana mit Blick aufs Meer und den Zuckerhut...), der unbedingt vier Wochen nach Berlin möchte und mit uns die Wohnung tauscht. Okay.... ich fange schon mal an zu googeln.
Danke Uwe, dass Du mit mir so lange auf Reisen warst, mit mir gemeinsam den Blog geschreiben hast (sogar Marie hat gefragt „Mama, wer schreibt eigentlich was?), das Du mich beschützt hast vor den wilden Wellen, bei wilden Autofahrten, vor Durchfallerkrankungen und bösen Buben und mit mir tapfer statt Taxi den „öffentlichen Nahverkehr“ genutzt hast, obwohl ich weiß, dass Du Dich manchmal heimlich über mich kaputtlachst.
Danke Uwe, dass Du mit mir so lange auf Reisen warst, mit mir gemeinsam den Blog geschreiben hast (sogar Marie hat gefragt „Mama, wer schreibt eigentlich was?), das Du mich beschützt hast vor den wilden Wellen, bei wilden Autofahrten, vor Durchfallerkrankungen und bösen Buben und mit mir tapfer statt Taxi den „öffentlichen Nahverkehr“ genutzt hast, obwohl ich weiß, dass Du Dich manchmal heimlich über mich kaputtlachst.
Reisen mit Dir ist ein großes Abenteuer!
Uwe:
Uwe:
Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Antarktis, Brasilien, 6 Länder, 2 Kontinente in 10 Wochen. Von allem haben wir nur ein kleines bisschen gesehen. Aber alles, was wir gesehen haben, war sehr eindrucksvoll, teilweise fremd, aufregend und anders, vor allem gewöhnungsbedürftig. Wobei wir meistens nicht die Zeit hatten, uns an etwas gewöhnen zu können. Nicht an die Umstände in Peru und Bolivien, nicht an die Höhe in Argentinien und Chile, nicht an die Kälte und Abgeschiedenheit in der Antarktis, nicht an die Hitze und Luftfeuchtigkeit in Brasilien. Von den Facetten dazwischen ganz zu schweigen.
Das ist für zwei Menschen, die so eine Reise machen eigentlich eine ziemliche Herausforderung. Wenn der eine mit der Höhe besser zurecht kommt und die andere mit den Menschen. Wenn der eine partout nicht zu jener Sehenswürdigkeit will und die andere schon dort ist.
Mit anderen Worten, es war neben dem, was wir gesehen haben für uns beide auch ein Test auf die Belastbarkeit unseres Miteinanders. Also kein Beziehungs- sondern eher ein Stresstest.
Ich habe für mich viel Neues entdeckt. Wieder einmal ... und dass das so passiert ist, ist zum großen Teil Sylkes „Schuld“. Diesmal hat sie einen großen Teil der Planung übernommen.
Auch deswegen komme ich sehr entspannt von dieser Reise zurück. Trotz allem Stress mit „Gruppenreisen“ und dem strengen Regiment der jeweiligen Guides und dem Gefühl ab und zu einer Kindergartengruppe beim Stadtausflug anzugehören.
Ich hatte immer Gelegenheit mit Sylke die Dinge zu genießen, die ich mag. Zuschauen, beobachten, hören, riechen, probieren und allein mit sich sein. Auch allein zusammen sein. Nicht in den Hostels, nicht im Bus, aber immer wieder dazwischen. Auf dem Inka Trail, auf dem W-Walk, auf dem Weg zum Gletscher, zwischen den Pinguinen, am Strand. Manchem mag das langweilig vorkommen, aber wir haben uns wirklich an den Calafate Beeren gefreut, an den Vögeln, an der Landschaft, den Eisbergen und Walbegegnungen, eben an der „Schöpfung“. Das gibt dann das Gefühl von Seelenverwandschaft, die so einen Stresstest mit Leichtigkeit übersteht.
Wir freuen uns beide nach Hause zu kommen, denke ich, obwohl wir bestimmt auch gerne noch länger unterwegs gewesen wären. Im Gegensatz zum letzten Mal hatte ich diesmal eher am Anfang Heimweh. Jetzt könnte es gerne noch so weiter gehen.
Wir haben ja erfolgreich dem Winter in Berlin ein Schnippchen geschlagen. Ok, in der Antarktis war es sicher kälter, aber auch wesentlich interessanter als im Reiterweg. Dafür waren andere Stationen deutlich wärmer und nicht minder aufregend.
Ich kann nicht wirklich sagen, was meine Favoriten waren. Ich will jetzt gerne mehr über die Inkas erfahren, weil mich diese Kultur in Cuzco und auf dem Trail fasziniert hat, ich wäre gerne länger in Arequipa geblieben oder auf dem Altiplano. Ich würde gerne, wie Che Guevara die Routa 40 ganz fahren, auch gerne mit dem Motorrad. Chaltene und El Calafate sind atemberaubende Wandergebiete, Patagonien sowieso, die Antarktis wäre noch immer ein Ziel -also jetzt erst recht- mit dem Segelboot. Dann gäbe es da noch so einiges unter Wasser zu entdecken usw. Auch Brasilien hat viel mehr zu bieten als das traumhafte Florianopolis, vor allem Orte von denen wir noch nie gehört haben. Rio hat uns beiden super gefallen. Das Oktoberfest in Blumenau wäre mal was...
Die Reise hat also eher Begehrlichkeiten auf mehr bei mir geweckt.
Auch weil wir beide ziemlich entspannt waren. Was sehr viel mit dem Lebensstil in Südamerika zu tun hat. So entspannt, dass wir auch mal einen Bus haben saußen lassen. Ein bisschen mehr Sprachkenntnis wäre von Vorteil gewesen.
Ich hoffe ich kann die Eindrücke und das Relaxtsein in meinen Alltag übernehmen, befürchte aber, dass das Gefühl allzu schnell vorbei ist. Auf jeden Fall -und das hält an- bin ich Sylke dankbar, dass wir das zusammen machen konnten und dass es noch jede Menge Pläne für die Zukunft gibt.
In einer tollen Beziehung, von der wir beide auch erst ein kleines Stückchen erlebt haben.