Montag, 12. September 2016

Tag 49

Wir hatten beschlossen, unabhängig voneinander, eine Zusammenfassung unserer kleinen Tour zu posten. Einfach so. Und auch nicht voneinander abzuschreiben. Bilder gibt´s hier auch nicht. Dafür eine ehrliche Darstellung wie jeder das "Experiment" einer selbstgeplanten, selbst erlebten Reise um die Welt zweier erwachsener Menschen und das Erlebte beschreibt. Und das ist dann auch erst einmal das Ende des Blogs "Farfaraway". Wir sagen Danke für die vielen Rückmeldungen über Whats App, für Euer Interesse an unserer Reise. Vielleicht hat der eine oder andere Lust bekommen, sich auch auf die Socken zu machen. Egal wohin.

Sylke:

Wir waren fast 50 Tage gemeinsam unterwegs. Wie fasst man so eine Reise zusammen? Ohne das es für die Daheimgebliebenen langweilig wird, ohne Neid zu erzeugen, aber auch ohne das Gefühl hervorzurufen „Sag ich doch, daheim ist es doch am Schönsten!“
Es waren sieben aufregende Wochen. 

Fazit Nr. 1:
Man kann ganz locker alleine um die Welt reisen. Man schlägt sich im Vorfeld Abende um die Ohren, man recherchiert im Internet, in Reiseberichten, auf Bewertungsportalen … man hat trotzdem immer das Gefühl, irgendwo gibt es etwas besseres zum halben Preise, aber am Ende entscheidet man sich und genau so läuft dann der Urlaub ab (natürlich hätte es irgendwo etwas besseres zum halben Preis gegeben, aber was soll`s.) Aber was sicher ist, auch wenn mal eine Tür verschlossen ist und man nicht in die gebuchte Wohnung kommt, es ist ein Erlebnis.

Fazit Nr. 2:
Woanders ist es anders. Das klingt sehr einfach, aber wenn man dann wirklich woanders ist, ist man doch erstaunt darüber, dass es wirklich ANDERS ist, z.B.
  • wenn eine Schachtel Zigaretten in Amerika 12 $ kostet und man nirgendwo rauchen darf (obwohl weder Uwe noch ich rauchen, aber das sind wirkliche Unterschiede)
  • kein Mensch (der halbwegs bei Verstand ist) sich in Japan tätowieren lässt, weil man dann als ein absoluter Gangster angeschaut wird,
  • die Hotelzimmer in Japan so klein sind, dass man als erwachsener Mensch denkt, dass muss jetzt wohl die Kinderzimmerausführung sein,
  • in Südkorea die Menschen so hilfsbereit sind, dass man sich kaum getraut, einen Stadtplan zu entfalten,
  • wir in Deutschland Glück haben, dass niemand auf der Straße leben muss, wie so viele Menschen in San Francisco (und es dazu noch so penetrant nach Pisse stinkt, dass man sich fast die Nase zuhalten muss)
  • ich Angst habe, dass im November wirklich Donald Trump die Wahl gewinnt, weil es eben hier in den Staaten anders ist als bei uns zu Hause (wir haben mit unserem Mitbewohner Louis gewettet, wenn Hillary gewinnt, schickt er uns eine Flasche spanischen Wein aus Valencia und bei Donald sind wir dran - den Wein bekommt er trotzdem, aber ich hoffe, wir sind nicht verpflichtet, eine Flasche deutschen Riesling gen Spanien zu versenden)
  • ich liebe japanische Toiletten, was für ein Luxus, beim pinkeln auf den „flushing sound button“ zu drücken und sich danach den Popo trocken fönen zu lassen
  • Man kann so viele Dinge essen und es ist wirklich eine Erfahrung, mal über den eigenen Tellerrand (im wahrsten Wortsinn) zu schauen

Fazit Nr. 3:
Wenn eine lange Reise zu Ende geht, ist der letzte Aufenthalt schon ziemlich heimwehgeprägt. Meine Idee (da ich gerade in Oslo auf dem Flughafen sitze) : noch zwei Tage Oslo, dann wäre New York DER Aufenthalt gewesen. So ware wir schon gedanklich ein bisschen zu Hause.

Fazit Nr 4:
Reisen ist toll. Aber Ihr habt uns geholfen, alle Gedanken zu sammeln und zu sortieren und für uns selbst später wieder reproduzierbar zu machen. Wie das? Ich habe keine Ahnung, was wir am Anfang unserer Reise gemacht haben oder wie es war, als wir auf keinen Vulkan gekommen sind. Ich lese später unseren Reiseblog und weiß wieder, wie es gewesen ist.
Natürlich war es machmal abends ein bisschen mühsam, sich den Computer zu schnappen, Bilder aussuchen, bearbeiten, Text schreiben. Aber wir hatten schnell eine Art von Routine und am Ende hat keiner mehr so wirklich gemerkt, wer was geschrieben hat, weil wir uns immer abgewechselt, ergänzt und viel dabei gelacht haben.

Fazit Nr. 5:
Ich verreise gerne, bin gern unterwegs. Aber wenn man sich noch nicht sooooo lange kennt, oft nur Wochenenden gemeinsam verbringt, dann ist das Abenteuer nicht nur das fremde Land, sondern auch der eigene Partner.
Danke Vock, es war eine tolle Zeit. Wir sind so verschieden („Geh mal aus dem Bild, wer will denn Leute auf ´nem Foto sehen?“ oder „Für was brauche ich einen Reiseführer, ich finde lieber die Stellen selbst, wo es schön ist.“ oder „Da sind so viele Leute…. da gehen wir lieber nicht hin.“) Du bist ein super Typ, ein toller Partner, ein Geschenk…. was für ein Glück.

Denn es gibt auch unendlich viele Dinge, wo wir die gleiche Meinung haben, das Gleiche gut finden, gemeinsam was erleben wollen oder eben auch nicht, uns freuen oder ärgern. Ich freue mich schon auf 2017. 

Uwe:

7 Wochen und fast 50 Tage sind wir jetzt unterwegs und waren wirklich Farfaraway. Wenn ich so durch unseren blog klicke, bin ich froh, dass wir das so konsequent gemacht haben, denn viele wichtige (Erfahrungs-) Kleinigkeiten, fallen mir erst dann wieder ein, wenn ich es selber lese.

Was für mich wichtig war, war die Zeit mit Sylke. Wir haben uns noch besser kennengelernt, viel miteinander geredet, gelacht, uns gewundert über die Menschen oder die Welt um uns, es gab Kontroversen, die wir aber immer diskutieren konnten. Manchmal war der Eine bockig, manchmal die Andere. Das war aber sehr selten. An das Erlebnis Reise, auch wenn es für mich im nachhinein unspektakulärer aussieht, als ich am Anfang der Reise gedacht habe, werden wir uns beide immer erinnern. Und zwar sehr gerne.

Wir haben Unterschiede festgestellt, die in der Fernbeziehung Berlin-Dresden so nicht sichtbar waren. Sylkes Angst vor Wellen, Offroad fahren, Schnorcheln etc. einerseits, andererseits ihre Neugier und ihr Beharrungsvermögen wenn es drum ging, heraus zu finden, was irgendwo gerade Interessantes passierte. Aber eben auch viele Gemeinsamkeiten, s.o.

Ich war die letzten Jahre oft alleine unterwegs. Es war für mich das Tollste, sofort meine Gedanken und Gefühle teilen zu können, die gleiche Überraschung im Gesicht von Sylke zu sehen, als wir mitten in Japan im Nirgendwo standen. Die gleiche Faszination auf dem Halekaleha auf Maui. Die gleiche Enttäuschung nicht auf den Fuji zu können, das Staunen über Mukulele Airways und die gleiche Freude nach einem tollen Tag irgendwo zwischen Seoul und New York.

Das Ganze war ja jetzt keine Abenteuerreise. Die „kleinen“ Abenteuer überwogen. Trotzdem bin ich erstaunt, wie viel unserer Planung tatsächlich problemlos funktioniert hat. Auch das hat vor allem Sylke vorbereitet. Aber: Vor 15 Jahren wäre so eine Reise, ohne AirBnB, ohne Online-Buchung, TripAdvisor etc. kaum selbst zu planen gewesen.

Die neuen Dinge die wir beide kennen gelernt haben waren das Inspirierendste an der Reise. Sylke und Japan (da gabs auch für mich noch viel Neues), Uwe und AirBnB, was ich normalerweise nie gemacht hätte. In NY mussten wir dann ja auch kurz mal die Luft anhalten. Neu war für uns beide gleichermaßen Hawaii, das sich am Anfang sperrig zeigte, das wir aber beide sehr mochten, als wir weiter fliegen mussten. „Hang loose“ ist etwas, das wir mitgenommen haben.

Erst am Ende der Reise, kam sowas wie Heimweh auf. Kinder, Garten, Freunde (mehr bei Sylke), aber wir hätten auch gerne noch die Route 66 oder den Yellowstone Nationalpark machen können.

Eine wichtige Erkenntnis für mich: Irgendwie klappt es immer. Irgendjemand hilft einem. Ob in Seoul an der U-Bahn Station, beim Autovermieter auf Big Island, beim Art Festival Sausalito, in der Bar auf O ahu. Da gab es Situationen, die braucht man nicht. Aber zusammen und mit kleinen Schutzengeln war es dann doch kein Problem.

Am Schönsten, so fürs Gefühl (neben den Gefühlen für uns Beide) waren für mich die Landschaften, die wir gesehen haben und in denen wir teilweise alleine unterwegs waren (fast meistens). 

Am Zweitschönsten die kulturellen Begegnungen in Japan, SF und NY. Die vielen Sehenswürdigkeiten, die wir besucht und für die wir uns Zeit genommen haben. Nicht um zu sagen, wir waren auch da (da haben wir einfach auch welche links liegen lassen) sondern um selbst zu sehen und zu erfahren, was daran so faszinierend ist. Der Blog spiegelt davon nur einen Bruchteil wieder.

Am Drittschönsten waren für mich die Menschen, denen wir begegnet sind. Shingo, Herr Ortega, der Mönch, Josh, der Brillenverkäufer, Louis, etc. etc.. Und deren Meinung zu hören, da hab ich einiges dazu gelernt.
Aber am Allerschönsten war für mich, das ich diese Reise machen durfte. Würde ich es nochmal machen? Mit Sylke zusammen sofort, ja. Aber ich glaube, wir würden dann auf eigene Faust auf den Fuji, auf den Mauna Kea, selbst für einen Tag ein Boot mieten….

Was nicht war, kann ja vielleicht noch werden und wenn nicht…“hang loose“.

Tag 48


Letzter Tag, 9. September in NY, da kann man schon mal bis 10:30 Uhr schlafen. Ein Problem ist nur, dass man bis 11.00 Uhr eigentlich das Apartment verlassen soll….
Schnell die Klamotten gepackt und dann „Auf zum letzten Tag“



















Kostenlos mit der Staten ferry Island gefahren. Alle fahre hin… steigen aus der Fähre aus… steigen in die andere Fähre ein…. fahren wieder zurück nach Manhattan. 




















Heute 9/11 mit Geleitschutz. Die Officer haben aber gewinkt und für die Fotos geposed, da denke ich mal, dass die Terrorgefahr nicht zu hoch war.




















Jedenfalls hat uns diese alte Dame zusätzlich freundlich zugewinkt.





















Wir sind noch ein bisschen durch die Stadt gebummelt (sieht wirklich ein bisschen unwirklich aus auf den Fotos, oder?) was  essen, trinken, Dinge anschauen, Kaffee, ein Bier, ein T-Shirt kaufen, da lässt sich der Nachmittag aushalten




















Heute ist 9/11, unvorstellbar. Was vor genau 15 Jahren hier passiert ist. 9/11. Die Nummer des Notrufes in Amerika ist  911. Uwe: „Die Moslems haben einen seltsamen Humor!“ 
Alle waren unterwegs, die irgend jemandem, der damals gestorben ist, die Ehre erweisen wollten. Hunderte Harleyfahrer trafen sich am Ground zero.




















Die Musiker der jeweiligen Polizeiwache, in Erinnerung an die, die ihr Leben verloren haben, haben uns seit dem Morgen musikalisch begleitet (wir lagen aber noch im Bett).

Viele Menschen in T-Shirts, mit den jeweiligen Aufschriften, was sie tun für die Angehörigen, bzw. als Reminiszenz für die Opfer …. (2 Monate wandern von Manhattan nach Florida für Pete, Spendenlauf für John über 1000 Meilen, Vietnamveteranen-Biker für 9/11-Opfer oder Laufen mit 30 kg auf den Rücken wie die NY-Firefighter).
Für mich alles sehr ergreifend.
Das Memorial war geschlossen und nur für die Angehörigen der Opfer offen. Ab 15.00 Uhr dann wieder für alle. 




















Das war dann eher enttäuschend. Ein paar Blumen. Mehr nicht. Uwe: „Nach 15 Jahren erinnert man sich vielleicht nicht mehr so sehr.“ (Von den 100 Leuten, mal abgesehen, die rund um Ground Zero standen, die die Wahrheit über die Attacke ans Tageslicht bringen wollen, weil ja alles erstunken und erlogen ist, was WIR denken, über diesen Tag zu wissen.)




















Mit der S-Bahn zum Flughafen und da saßen wir dann. Der schöne Sonnenuntergang mit dem Schattenriss von Downtown war inclusive.

Beim Start konnten wir Manhattan unter uns sehen. Und die „Tributes in light“ die über Ground Zero hoch in den Himmel ragten.

Das Ende unseres Blogs ist die  Zusammenfassung von allem, dann ist Schluss. 

Wir sind jetzt schon in Oslo, am Tag 49. Neben mir schläft Sylke auf einer Bank des Flughafens. Mein Computer zeigt immer noch die Zeit von Hawaii: 3:15 am. Zwölf Stunden Zeitunterschied sind eingeholt. In zwei Stunden gehts weiter. Nach Berlin.


Samstag, 10. September 2016

Tag 47


Mir klopft noch das Herz…. Warum? Nicht wegen NY, sondern wegen unserem Vermieter.
Wie schon mehrfach erwähnt, wohnen wir hier in einer sehr noblen Gegend. Wallstreet, aber nicht das Hilton, sondern eine Wohnung über Airbnb. Unsere - nennen wir es mal Kontaktperson- ist Bruce. Als einen Tag vor Anreise die Mail kam, mit den Instruktionen „Sage niemanden, dass Du die Wohnung über Airbnb gebucht hast. Du bist ein Freund von Jennifer Vu.“, erscheint das schon ein  bisschen komisch, aber vor Monaten bezahlt und gebucht, was will man sich da aufregen.

Ein bisschen komisch war schon, dass die Wohnung nicht verschlossen wird. Alles ist immer offen. Die Wohnungstür, die Zimmertür, (die Badtür auch, aber das stört weniger).
Den ersten Tag haben wir noch alles mitgenommen, Pässe, Geld, aber am Tag zwei war das auch schon egal und alles blieb hier. In einem Apartmenthaus mit fast 600 Wohnungen. Jeden Abend , wenn wir die Türklinke zur Wohnung bedient haben, huschte ein kleines freudiges Schmunzeln über die Lippen. „Wir sind drin!“ Heute war das anders. Die Tür war zu! Na toll. Vielleicht schläft der Mitbewohner, aber auch auf lautestes Klopfen hat niemand aufgemacht. Also runter zum Concierge. Aber von den Vermietern Bruce und Jennifer hat er noch nie was gehört und wir stehen auch nicht auf der Gästeliste. den Notfallschlüssel kann er uns nicht geben. Sorry. Der Nächste bitte.

Da schlägt schon mal 22.30 Uhr das Herz bis zum Hals.Auf die Notfallnummern hat sich auch niemand gemeldet, nur ein Anrufbeantworter. Uwe wollte schon mal flugs die Polizei rufen.

Das glückliche Ende, nach Mail Richtung Amsterdam, wo Jennifer ja gerade angeblich weilt und einem Telefonanruf von uns, hat der Empfang eine Genehmigung bekommen, uns den Schlüssel auszuhändigen. Abgesehen davon, dass wir dann die Tür trotzdem nicht aufbekommen haben und der hausinterne Schlüsseldienst die klemmende Tür öffnen musste (Schlüsseldienst kam, einmal Schlüssel ins Schloss gesteckt, rumdreht, Tür geht auf, peinlich…. wollte uns doofen Deutschen zeigen, wie eine amerikanische Tür öffnet, noch mal zugeschlagen, Schlüssel wieder reingesteckt… dann hat es zum Glück auch 30 min gedauert, bis die Tür wieder offen war).

Was für eine Aufregung… Gerade kommt unser spanische Mitbewohner und schüttelt auch nur den Kopf……

Okay, jetzt haben wir mit Louis (dem Spanier) alle Weinvorräte in der Wohnung ausgetrunken (gut, wir haben die beiden Flaschen gestern selber gekauft), es ist 1.00 Uhr und nach der ganzen Aufregung ist jetzt Schluss für heute.


Bilder folgen morgen. (Von superdünnen Models, einem tollen Museum, shicken Straßenzügen, einer Brücke, die von einer Frau gebaut wurde, nachdem der Mann beim Bau verunglückt ist, einem Steak, dass fast den Preis „Bestes Steak ever“ verdient hätte und und und. Also: Geduld, bitte.

Und morgen ist heute. Wir sitzen in NY auf dem Flughafen und der Flug hat Verspätung. Also kommt jetzt schnell noch die Nachlieferung.

Die Brücke ist die Brooklynbridge. Der arme Architekt Röbling (aus Thüringen übrigens) hat beim Bau einen Unfall gehabt und konnte den Bau nur noch von zu Hause am Fenster verfolgen. Seine Frau ging dann mit seinen Anweisungen auf die Baustelle und so wurde die Brücke rechtzeitig fertig.




















Allerdings: Erinnert ihr Euch an den Fernsehturm in Seoul? Da waren etwas mehr Lovelocks am Geländer. Vielleicht weil dort mehr geliebt wird?




















Das tolle Museum ist das Whitney Museum. Es ist bekannt als Museum für amerikanische Kunst und macht seinem Namen alle Ehre.




















So hat Virginia Overtone dort eine Dauerausstellung, bei der wir schon etwas ins Grübeln kamen.

Aber auch der Bau von Renzo Piano ist einfach Klasse...Auch wenn wir beim Weissweintrinken auf der Terrasse vom regen überrascht wurden.



















Das Steak enthalten wir euch vor. Sonst werdet ihr alle nur neidisch. Dafür hat sich Sylke schon mal an einem Currywurststand...






...im Chelsea Market umgeschaut




















Und die zwei Hungerhaken mit unglaublich langen Beinen hat Sylke gebeten aufzustehen, da mussten wir aber schon aus der U-Bahn. Also gabs nur einen Schnappschuss..


Freitag, 9. September 2016

Tag 46



Irgendwie ist New York anstrengend oder wir sind zu lange unterwegs und haben zu viel gesehen, vielleicht auch insgesamt zu viel gegessen oder getrunken, zuviel gefahren, zuviel geredet, irgendwie sehnen wir uns jetzt nach (ohne Reihenfolge der Wichtigkeit):
den Kindern, dem eigenen Bett, der Sauna, einer Diät, dem Garten, Ruhe, frischer Luft, Sauberkeit, deutschem Wetter und den eigenen vier Wänden. Gerne zusammen, aber erst mal werden wir uns dem jeweiligen zuhause zuwenden.

Sorry NY, aber Berlin, speziell Kleinmachnow bzw Dresden, genau genommen Freital, ist auch schön.





















Sorry NY. Wir sind zu Hause nicht ganz so wichtig und es gibt auch keine Fashionshow im Freitaler Bahnhof, wie heute früh hier in der Central Station (wobei schon für die unwichtige Marke Club Monaco ein Riesenaufgebot an Polizei, Absperrung etc. aufgefahren wurde, aber dafür kommt man sich auch nicht ganz so unwichtig vor. Zur Zeit ist hier gefühlt jede Straße mit Absperrgittern vollgestellt, die bei Bedarf auf die Straße geräumt werden, wenn jemand gaaaanz, ganz Wichtiges, Schönes oder Reiches vorbei kommt.




















Der Kommentator zur Stadtrundfahrt hat gesagt, Donald Trump hat gerade ein Meeting in seinem Trump Tower. Davor stand alles, gepanzert, was bei FBI, CIA, etc 4 Räder hatte. Total unauffällig. (Zum Glück sah ich heute nicht mehr wie Donald um die Haare aus.)




















Sorry NY, unsere Museen sind nicht ganz so spektakulär, aber dafür muss man auch nicht so lange anstehen. Zumal weder Salomon Guggenheim, noch der Architekt Frank Lloyd Wright das Museum jemals betreten haben. Vorher sind sie nämlich abgetreten. Also kein Schlange stehen.





















Sorry NY, in Berlin gibt es auch tolle Geschäfte und da friert man sich nicht den Hintern weg, wenn man reingeht (hier sind gefühlte 20 Grad Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen). Aber in der Madison Avenue zwischen der 80. und der 60. Strasse gibts auch Einiges zu bestaunen. Nicht nur bei den Preisen.



















Sorry NY, wir sind nicht ganz so Größenwahnsinnig. Das höchste Wohngebäude und höher als das Empire State Building ist ab 2015 das Gebäude 432 Park Avenue. Alles ist quadratisch und die Fenster (alle) haben ein exaktes Maß von 2x2 Metern.





















Sorry NY, aber bei uns nennt man das nicht Little Italy, sondern einfach  nur „Wir gehen mal zum Italiener um die Ecke.“ Allerdings gabs hier so ungefähr 500 Italiener um die Ecke und die Anmache war nicht weniger aufdringlich als auf der Kneipenmeile in Rimini. Aber, an der Ecke Mott Street und Grand Street gibt es angeblich den besten Brillenladen von Manhattan. Manhattan Grand Optical. Da waren wir, um Uwe eine neue Brille zu kaufen. Preisunterschied fürs Gestell: Schlappe 30% gegenüber Berlin, selbst für IC Berlin Fassungen. Wie das so ist, haben wir gleich die aktuellen Meinungen eingeholt und: Trump wird die Wahl gewinnen. Keine Frage. Vom Besitzer des Ladens gabs dann auch gleich noch den Ratschlag, es wie die Briten zu machen. Alles was irgendwie ein Land schwächt, und Europa schwächt Deutschland, muss man einfach abschaffen. O-Ton: „If you would not be immediately called a Nazi, then what Adolf did was not the worst, except starting a war.“ Der Mann war nicht dumm. Es gibt da also offensichtlich ein größeres Problem und Frau Merkel? „She is doing everyone a favour. Take care that Germany is not overtaken by someone else“. Wir haben die Brille trotzdem gekauft. Wegen der 30% und weil sie gut aussieht.




















Architektur gabs dann auch noch, Aber wir haben uns mal die Preise angeschaut. In dem Gebäude kostet ein 1 Bett Apartment, also Küche, Schlafzimmer Bad und ein Wohnzimmer ungefähr 4 Millionen Dollar. Unsere Wohnung in der 95 Wall Street ist jetzt auch nicht ganz unspektakulär. Unsere Vermieterin hat die Nacht mal auf dem Sofa im Wohnzimmer geschlafen, weil ja ihre beiden Zimmer vermietet sind und wir haben heute früh ein schönes Schwätzchen gemacht. Investmentbanken mit 160 Stunden/Woche - kann auch ein Übersetzungsfehler sein, so viel Stunden hat die Woche doch gar nicht…oder?, aber die Wohnung kostet mal 6.000 $ Miete im Monat, nun ja, so viel man auch erst mal verdienen…. Ach ja, auch das Briefkastenrätsel hat sich gelöst: Ab 2 Meter Höhe sind die Briefkästen nur noch Deko. Alle, die in einem höheren Stockwerk wohnen müssen ihre Post bei der Concierge abholen.




















Aber der Oculus als World Trade Center- Bahnhof ist aus meiner Sicht das tollste Gebäude der Stadt. So fremd, so irreal, so mutig. Das „die Stadt“ sich getraut, so etwas mitten zwischen die Hochhäuser zu bauen (vor allem genau gegenüber von Ground Zero, das ist verrückt. In 100 Jahren werden alle sagen „Wie spektakulär!“, ach Quatsch, das ist es jetzt schon.





















Und zum Abschluss des Abends , wir sitzen schon bei Wein in „unserem Wohnzimmer“ (auf dem Bett von Jennifer Vu, die aber heute Abend nach Amsterdam geflogen ist), gab es noch die Generalprobe für den 9/11 am Sonntag, das „Tribute in light“ mal als Foto von der Couch geschossen (aber Uwe stand auf dem Fensterbrett). So gerne wir euch mit aktuellen Fotos von Gigi Hamid versorgt hätten auf der Tommy Hilfiger Show, es hat genau da geregnet. Armer Tommy. Vielleicht schlendern wir da morgen ja mal vorbei. Morgen, unser letzter echter, ganzer Ferientag.