Wir hatten beschlossen, unabhängig voneinander, eine Zusammenfassung unserer kleinen Tour zu posten. Einfach so. Und auch nicht voneinander abzuschreiben. Bilder gibt´s hier auch nicht. Dafür eine ehrliche Darstellung wie jeder das "Experiment" einer selbstgeplanten, selbst erlebten Reise um die Welt zweier erwachsener Menschen und das Erlebte beschreibt. Und das ist dann auch erst einmal das Ende des Blogs "Farfaraway". Wir sagen Danke für die vielen Rückmeldungen über Whats App, für Euer Interesse an unserer Reise. Vielleicht hat der eine oder andere Lust bekommen, sich auch auf die Socken zu machen. Egal wohin.
Sylke:
Wir waren fast 50 Tage gemeinsam unterwegs. Wie fasst man so eine Reise zusammen? Ohne das es für die Daheimgebliebenen langweilig wird, ohne Neid zu erzeugen, aber auch ohne das Gefühl hervorzurufen „Sag ich doch, daheim ist es doch am Schönsten!“
Es waren sieben aufregende Wochen.
Fazit Nr. 1:
Man kann ganz locker alleine um die Welt reisen. Man schlägt sich im Vorfeld Abende um die Ohren, man recherchiert im Internet, in Reiseberichten, auf Bewertungsportalen … man hat trotzdem immer das Gefühl, irgendwo gibt es etwas besseres zum halben Preise, aber am Ende entscheidet man sich und genau so läuft dann der Urlaub ab (natürlich hätte es irgendwo etwas besseres zum halben Preis gegeben, aber was soll`s.) Aber was sicher ist, auch wenn mal eine Tür verschlossen ist und man nicht in die gebuchte Wohnung kommt, es ist ein Erlebnis.
Fazit Nr. 2:
Woanders ist es anders. Das klingt sehr einfach, aber wenn man dann wirklich woanders ist, ist man doch erstaunt darüber, dass es wirklich ANDERS ist, z.B.
- wenn eine Schachtel Zigaretten in Amerika 12 $ kostet und man nirgendwo rauchen darf (obwohl weder Uwe noch ich rauchen, aber das sind wirkliche Unterschiede)
- kein Mensch (der halbwegs bei Verstand ist) sich in Japan tätowieren lässt, weil man dann als ein absoluter Gangster angeschaut wird,
- die Hotelzimmer in Japan so klein sind, dass man als erwachsener Mensch denkt, dass muss jetzt wohl die Kinderzimmerausführung sein,
- in Südkorea die Menschen so hilfsbereit sind, dass man sich kaum getraut, einen Stadtplan zu entfalten,
- wir in Deutschland Glück haben, dass niemand auf der Straße leben muss, wie so viele Menschen in San Francisco (und es dazu noch so penetrant nach Pisse stinkt, dass man sich fast die Nase zuhalten muss)
- ich Angst habe, dass im November wirklich Donald Trump die Wahl gewinnt, weil es eben hier in den Staaten anders ist als bei uns zu Hause (wir haben mit unserem Mitbewohner Louis gewettet, wenn Hillary gewinnt, schickt er uns eine Flasche spanischen Wein aus Valencia und bei Donald sind wir dran - den Wein bekommt er trotzdem, aber ich hoffe, wir sind nicht verpflichtet, eine Flasche deutschen Riesling gen Spanien zu versenden)
- ich liebe japanische Toiletten, was für ein Luxus, beim pinkeln auf den „flushing sound button“ zu drücken und sich danach den Popo trocken fönen zu lassen
- Man kann so viele Dinge essen und es ist wirklich eine Erfahrung, mal über den eigenen Tellerrand (im wahrsten Wortsinn) zu schauen
Fazit Nr. 3:
Wenn eine lange Reise zu Ende geht, ist der letzte Aufenthalt schon ziemlich heimwehgeprägt. Meine Idee (da ich gerade in Oslo auf dem Flughafen sitze) : noch zwei Tage Oslo, dann wäre New York DER Aufenthalt gewesen. So ware wir schon gedanklich ein bisschen zu Hause.
Fazit Nr 4:
Reisen ist toll. Aber Ihr habt uns geholfen, alle Gedanken zu sammeln und zu sortieren und für uns selbst später wieder reproduzierbar zu machen. Wie das? Ich habe keine Ahnung, was wir am Anfang unserer Reise gemacht haben oder wie es war, als wir auf keinen Vulkan gekommen sind. Ich lese später unseren Reiseblog und weiß wieder, wie es gewesen ist.
Natürlich war es machmal abends ein bisschen mühsam, sich den Computer zu schnappen, Bilder aussuchen, bearbeiten, Text schreiben. Aber wir hatten schnell eine Art von Routine und am Ende hat keiner mehr so wirklich gemerkt, wer was geschrieben hat, weil wir uns immer abgewechselt, ergänzt und viel dabei gelacht haben.
Fazit Nr. 5:
Ich verreise gerne, bin gern unterwegs. Aber wenn man sich noch nicht sooooo lange kennt, oft nur Wochenenden gemeinsam verbringt, dann ist das Abenteuer nicht nur das fremde Land, sondern auch der eigene Partner.
Danke Vock, es war eine tolle Zeit. Wir sind so verschieden („Geh mal aus dem Bild, wer will denn Leute auf ´nem Foto sehen?“ oder „Für was brauche ich einen Reiseführer, ich finde lieber die Stellen selbst, wo es schön ist.“ oder „Da sind so viele Leute…. da gehen wir lieber nicht hin.“) Du bist ein super Typ, ein toller Partner, ein Geschenk…. was für ein Glück.
Denn es gibt auch unendlich viele Dinge, wo wir die gleiche Meinung haben, das Gleiche gut finden, gemeinsam was erleben wollen oder eben auch nicht, uns freuen oder ärgern. Ich freue mich schon auf 2017.
Uwe:
7 Wochen und fast 50 Tage sind wir jetzt unterwegs und waren wirklich Farfaraway. Wenn ich so durch unseren blog klicke, bin ich froh, dass wir das so konsequent gemacht haben, denn viele wichtige (Erfahrungs-) Kleinigkeiten, fallen mir erst dann wieder ein, wenn ich es selber lese.
Was für mich wichtig war, war die Zeit mit Sylke. Wir haben uns noch besser kennengelernt, viel miteinander geredet, gelacht, uns gewundert über die Menschen oder die Welt um uns, es gab Kontroversen, die wir aber immer diskutieren konnten. Manchmal war der Eine bockig, manchmal die Andere. Das war aber sehr selten. An das Erlebnis Reise, auch wenn es für mich im nachhinein unspektakulärer aussieht, als ich am Anfang der Reise gedacht habe, werden wir uns beide immer erinnern. Und zwar sehr gerne.
Wir haben Unterschiede festgestellt, die in der Fernbeziehung Berlin-Dresden so nicht sichtbar waren. Sylkes Angst vor Wellen, Offroad fahren, Schnorcheln etc. einerseits, andererseits ihre Neugier und ihr Beharrungsvermögen wenn es drum ging, heraus zu finden, was irgendwo gerade Interessantes passierte. Aber eben auch viele Gemeinsamkeiten, s.o.
Ich war die letzten Jahre oft alleine unterwegs. Es war für mich das Tollste, sofort meine Gedanken und Gefühle teilen zu können, die gleiche Überraschung im Gesicht von Sylke zu sehen, als wir mitten in Japan im Nirgendwo standen. Die gleiche Faszination auf dem Halekaleha auf Maui. Die gleiche Enttäuschung nicht auf den Fuji zu können, das Staunen über Mukulele Airways und die gleiche Freude nach einem tollen Tag irgendwo zwischen Seoul und New York.
Das Ganze war ja jetzt keine Abenteuerreise. Die „kleinen“ Abenteuer überwogen. Trotzdem bin ich erstaunt, wie viel unserer Planung tatsächlich problemlos funktioniert hat. Auch das hat vor allem Sylke vorbereitet. Aber: Vor 15 Jahren wäre so eine Reise, ohne AirBnB, ohne Online-Buchung, TripAdvisor etc. kaum selbst zu planen gewesen.
Die neuen Dinge die wir beide kennen gelernt haben waren das Inspirierendste an der Reise. Sylke und Japan (da gabs auch für mich noch viel Neues), Uwe und AirBnB, was ich normalerweise nie gemacht hätte. In NY mussten wir dann ja auch kurz mal die Luft anhalten. Neu war für uns beide gleichermaßen Hawaii, das sich am Anfang sperrig zeigte, das wir aber beide sehr mochten, als wir weiter fliegen mussten. „Hang loose“ ist etwas, das wir mitgenommen haben.
Erst am Ende der Reise, kam sowas wie Heimweh auf. Kinder, Garten, Freunde (mehr bei Sylke), aber wir hätten auch gerne noch die Route 66 oder den Yellowstone Nationalpark machen können.
Eine wichtige Erkenntnis für mich: Irgendwie klappt es immer. Irgendjemand hilft einem. Ob in Seoul an der U-Bahn Station, beim Autovermieter auf Big Island, beim Art Festival Sausalito, in der Bar auf O ahu. Da gab es Situationen, die braucht man nicht. Aber zusammen und mit kleinen Schutzengeln war es dann doch kein Problem.
Am Schönsten, so fürs Gefühl (neben den Gefühlen für uns Beide) waren für mich die Landschaften, die wir gesehen haben und in denen wir teilweise alleine unterwegs waren (fast meistens).
Am Zweitschönsten die kulturellen Begegnungen in Japan, SF und NY. Die vielen Sehenswürdigkeiten, die wir besucht und für die wir uns Zeit genommen haben. Nicht um zu sagen, wir waren auch da (da haben wir einfach auch welche links liegen lassen) sondern um selbst zu sehen und zu erfahren, was daran so faszinierend ist. Der Blog spiegelt davon nur einen Bruchteil wieder.
Am Drittschönsten waren für mich die Menschen, denen wir begegnet sind. Shingo, Herr Ortega, der Mönch, Josh, der Brillenverkäufer, Louis, etc. etc.. Und deren Meinung zu hören, da hab ich einiges dazu gelernt.
Aber am Allerschönsten war für mich, das ich diese Reise machen durfte. Würde ich es nochmal machen? Mit Sylke zusammen sofort, ja. Aber ich glaube, wir würden dann auf eigene Faust auf den Fuji, auf den Mauna Kea, selbst für einen Tag ein Boot mieten….
Was nicht war, kann ja vielleicht noch werden und wenn nicht…“hang loose“.
Hallo Ihr beiden, danke für die spannende Zeit für uns Blog Follower. Was mache ich jetzt morgens eigentlich mit meinem Kaffee – nix zu lesen? Aber eigentlich habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Eure Schlussworte haben mir sehr gefallen und ich habe den Eindruck – das passt. Ich freue mich auf Eure nächste gemeinsame Reise und natürlich den nächsten Blog. Max
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