Samstag, 29. Dezember 2018

Tag 15

Ein Boot holt uns in unserem Dorf ab  und wir fahren über den Titikakasee.  Der ist riesig. 18 x so groß wie der Bodensee. Da wäre man schon ein paar Tage unterwegs, wenn man eine Titikasee-Umrundung mit dem Rad machen wollte.














Vorher hatten wir noch ein ausgiebiges Frühstück und wie durch ein Wunder: Wir kommen aus dem Raum es gab jede Menge Angebote an Produkten, die die Dorfbewohner an Mann bzw. Frau bringen wollten.














Die Bootsfaht bringt uns dann zu den schwimmenden Inseln auf dem See. Auf verrotteten Schilfwürfeln, darüber Schilfschicht über Schilfschicht, leben die Menschen hier. 














Heute ist das nicht mehr ausschließlich ihr Lebensraum, die Hälfte fährt früh auf die Schilfinseln, wirft sich in den folkloritischen Fummel und posiert für die Touristen. Die andere Hälfte lebt noch immer ausschließlich hier. Es ist uns nicht ganz klar, was ist nur Touristennepp und was wirklicher Lebensraum. 














Martin, der Reiher, fand unseren Besuch jedenfalls gut, weil er zu Demozwecken ein paar tote Fische zu essen bekam.














Natürlich gabs auch die Fragen nach Thor Heierdahl und seine Kon Tiki bzw. Ra. Die Schiffe der Bewohner der Inseln sollen ja zu Inkazeiten tatsächlich die Strecke bis Polynesien geschafft haben und Thor Heierdahl  hat versucht, das durch Experimente zu rekonstruieren. Allerdings hatte er wahrscheinlich erfahrenere Seeleute an Bord als die, die wir fotografieren konnten.














Zwischendrin kommt das staatliche Toilletenboot vobeigefahren. Früher haben alle ihren Hntern nur über den Inselrand gehalten, jetzt wird das umweltgerecht geregelt. Auch nicht schlecht.















Lebensumstände gibt es..... Wahnsinn. (Und wir waren schon etwas nervös, nur weil wir mal eine Nacht kein Wasser hatten....)
Weiter geht es mit dem Bus stundenlang am Ufer des Titikakasees. Richtung Grenze zu Bolivien. Wenn man bedenkt das man immer noch in fast 4.000m Höhe ist, ist das flaue Gefühl in der Magengegend nur zu verständlich. Begrüßt wurden wir in Bolivien von den Corrieres Real. 














Die Grenze zwischen Peru und Bolivien ist eine Fußgängergrenze. Raus aus dem Bus, das Gepäck wird in einen Karren verladen und das verschwindet dann mit ein paar dunkelhäutigen Typen. Wir müssen erstmal emmigieren und dann immigrieren. Aber der neue lokale bolivianische Reiseleiter Juan hilft bei allem. Ich merke, ich werde älter. Alleine hier an dieser Grenze hätte ich mich ein bisschen gefürchtet. Zwischendrin wurden noch kolumbianische Drogendaeler gefasst, in eine Zelle neben unserer Einreiseschlange gesperrt .... da reibt man sich schon die Augen.
Der kleine Grenzverkehr ist hier außerordentlich rege. Es gibt eine Gesetz, dass Waren, die auf einem Karren transpotiert werden können, nicht verzollt werden müssen. So stehen auf beiden Seiten LKWs deren Inhalt auf zig Karren entladen wird, um auf der anderen Seite wieder in LKWs beladen zu werden. Alles geschmuggelt, aber irgendwie doch legal.

Bolivien hat 11 Mill. Einwohner und ist 3 x so groß wie Deutschland. Mit extremen Zohnen. Allein das Altiplano auf knapp 4000 Metern Höhe mit dem Titikakasee ist so groß wie Bayern, BW und Hessen zusammen. Dann gibt es die Bergregionen ab 5000 bis 6000 Metern Höhe und dahinter den Dschungel die den Rest ausmachen. Die meisten Menschen wohnen allerdings in Orten wie die Hauptstadt La Paz mit einer Million Einwohner und in dem „Vorort“ El Alto mit 800.000. Vorort! DA bekommst du einen Kulturschock. (Uwe hat schon mal die Fastentermine gecheckt mit den Worten „Ich brauche mal wieder einen geregelten Tag im Urlaub. Lass uns zum Fasten ins Kloster fahren.“ Und wir sind erst zwei Wochen unterwegs.)
Ursprünglich sollte die Hauptstadt Boliviens auf dem Altiplano gegründet werden wo die Handelswege des Silbers besser kontrolliert werden konnten. Dumm nur, dass die spanischen Beamten das extreme Klima dort kaum aushielten. Tagsüber bis 30 Grad und nachts -10 Grad. Jahraus, jahrein. Da war die Umsiedlung der Verwaltung in das Tal von La Paz (zumal man in den Bächen dort Gold fand) eine schnell beschlossene Sache.














Aber hier ist so ein Chaos, eine Riesenaufregung wegen Silvester, alle wollen noch einkaufen (Laut Reiseleiter sind rote Schlüpfer an Silvester für die Liebe zuträglich im neuen Jahr, gelbe für Geld usw. und alle kaufen sich noch neue Unterhosen. Was für Aberglaube. Lach. Mal sehen, was wir uns kaufen....)

Jetzt sind wir erstmal in La Paz in einem schönen Hostel mitten in der Stadt. Uwe hat eine Flasche Wein geholt und wir versuchen, die letzten Tage erstmal zu sortieren.

Hier die kleine Peru-Zusammenfassung:
Wir haben zwar nur einen kleinen Teil Perus südlich von Lima gesehen. Aber das sind die Dinge die uns auffiehlen:
Der ganze Tourismus fußt auf den Inkas, obwohl die nur 300 Jahre an der Macht waren. Aber schon klar: Vorher gabs bereits sehr hochkultivierte Stämme deren Namen wir uns nicht merken konnten. Die Inkas haben daraus nur mit einer strengen Hierarchie, politischer und militärischer Stringenz ein Reich geformt, das ähnlich wie das römische Reich einen enormen Aufschwung mit sich brachte.
Freundliche Menschen, Preise wie bei uns, unendlich viel folkloristischer Klimbim. Alles aus echtem Baby-Alpaka gestrickt, aber so viele süße Baby-Alpakas kann es gar nicht geben, wie hier Pullover und Ponchos verkauft werden. 
Fast alle privaten Häuser entlang der Strasse sind nicht fertig gebaut (nicht fertig = keine Steuern zahlen). 
Mit einem Geschäft für Fensterputzmittel würde hier niemand  Umsatz machen. Wie dreckig alles ist. (Ach, ich liebe es, Samstags mal den Gehweg zu Hause zu fegen. Ist das spießig?)
Die Spanier haben leider versagt mit ihrer Christianisierung, weil die Peruaner trotzdem ihre heidnischen Rituale pflegen (vergraben verdörrte Tiere, für eine gute Ernte usw.) aber danach geht es trotzdem in die Kirche.
Das Land ist von Korruption gebeutelt, daran ändert auch die Wahlpflicht nichts. Wir haben das zwar nicht persönlich gemerkt, aber Boris, unser Reiseliter hat das so oft thematisiert, dass uns klar ist, hier geht ohne „Gefälligkeiten“ nichts. Heisst: Die führenden Familien oder Gesellschaften oder Köpfe denken vor allem an sich, ganz im Gegensatz zu dem von dem in der Bevölkerung noch an vielen Orten gepflegten Prinzip von „Ich helfe dir, dann hilfts du mir“ und „gemeinsam helfen wir uns alle“, das den inkaianischen Grundsätzen entspricht. Schade für das Land.
Schließlich ganz banal: Eine Mango kann wirklich gaaaanz anders schmecken, als bei Edeka aus der Obstkiste. Hmm, lecker. Aber es gibt auch getrocknete Kartoffeln in riesigen Säcken auf Märkten, die wir noch nie vorher gesehen haben. Mal abgesehen davon, dass Alpaca Fleisch vorzüglich schmeckt und das Meerschweinchen noch immer aussteht.

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