Jetzt aber erst Mal die Infos zum Tag 19, Mittwoch, 2. Januar
Wisst Ihr, was eine Salzwüste ist? Ich wusste es jedenfalls nicht. Um so beeindruckter war ich. Mit Geländewagen wurden wir abgeholt. Gepäck hinten rein, vier Leute plus Fahrer und alles nach wie vor auf 3800 bis 4000 Metern Höhe. Allerdings lässt die Schnappatmung bei Anstrengung so langsam nach.
Da z.Z. die Regenzeit ist, gestaltete sich die Anfahrt zur Salzwüste von Uyuini, übrigens die größte der Welt, etwas schwieriger als üblich.
Erster Stop der Eisenbahnfriedhof von Uyuni. Die Strecke Uyuni-Uroru war früher praktisch nur mit der Eisenbahn zu bewältigen. Jetzt gibts ne schicke neue Strasse, die leider aber auch in Uyuni aufhört.
Der erste Stop war an den zugegeben kleinen Geysiren, die nichts mit vulkanischen Aktivitäten zu tun haben, sondern das Wasser unter dem Salz sucht dort einen Weg noch oben. Trotzdem besser nicht reinfallen!
Durch den Regen der letzten Tage ist die Wüste nicht ganz trocken, sondern es haben sich an vielen Stellen große, aber nur Zentimeter tiefe Seen gebildet. Für Fotos seeeehr geeignet.
Was sind wir alle gesprungen, was haben wir geposed, in die Kamera gelächelt, die Hosen voll Salzwasser gespritzt, das Haar im Wind flattern lassen..... Lach. Naja.
Irgendwann ist es nur noch albern, da macht man lieber Fotos von der Gegend und das konnten wir heute ausgiebig.
Das Mittagessen hatte die Mutti vom Cheffahrer gemacht. Stühle und Tische auf dem Dach, wurde kurzerhand mal der Innenraum eines Salzhotels (ja, alles aus Salz) für ein Picknick genutzt. Ein paar Flaschen Wein und die Stimmung konnte nicht besser sein.
Dann wurde zum Aufbruch geblasen. Stühle und Tische bei Mutti wieder abgegeben, die bolivianische Musik auf volle Lautstärke gedreht und drei Stunden ab ins nirgendwo.
Wenn ich hier schreibe nirgendwo, heißt das übersetzt so viel wie:
Staubige, unbefestigte Piste in einem Allrad, nichts wächst hier, wegen der Höhe (immer noch 3.700m) oder wegen dem salzigen Boden, ich habe keine Ahnung), jede Stunde ein Dorf (Au weia, wie kann man so leben? Habe ich mich mal aufgeregt, das die Nachbarn immer vor meiner Haustür parken statt vor der ihren? Hoffentlich nicht wirklich....)
Dieses Gerumpel, der Staub, die Berge, der ewige Sand davor, die laute bolivianische Musik (nicht schlecht übrigens, darf ich nur nicht so laut sagen, sonst kauft Uwe sofort eine CD und ich frühstücke Sonntags das nächste halbe Jahr bei bolivianischer Tanzmusik), unser korpulenter, aber kleiner Fahrer Benito, dem keine Bodenwelle was auszumachen scheint, das alles brachte mich heute in einen bolivianischen Flow. Nicht das ich hier leben möchte, Gott bewahre. Aber ein Landstrich, der so fremd ist, drei Stunden mal mit dem eigenen Land, dem eigenen Leben zu vergleichen, das kommt man sich irgendwie spießig vor mit seinem kleinen ,sauberen, geordneten Leben. Mit Versicherung und Müllabfuhr, mit 3m Kleiderschrank und jeden Abend duschen. Gern auch noch am Morgen. Mit Bäumen und Büschen und Blumen im Garten, die den ganzen letzten Sommer bewässert wurden. Mit Heizung in der Wohnung und geputzten Fenstern und einer Putzfrau. Und irgendwie will man doch noch mehr. Da frage ich mich jetzt, noch staubig und die Füße voller Salz: Ja was denn eigentlich?
Ich schaue aus dem Fenster aus der Unterkunft im Nirgendwo, (Anmerkung der Redaktion: wir haben leider das Zimmer mit Fenster zur Hauptstraße bekommen.) jetzt hat es angefangen zu regnen, ich sehe nix, keine historische Burg, keinen Baum, nur staubige, graue Gegend. Was machen die Leute hier den ganzen Tag? Ich glaube, wir entkorken eine Flasche Wein (schlauerweise im Gepäck vorhanden) und freuen uns über unser schönes Leben. Schade, dass man das Gefühl in seinem normalen Alltag so selten erzeugen kann. Wisst Ihr, was ich meine? Dieses Gefühl, das wir eben nicht in Bolivien geboren wurden in einem Kaff im Nirgendwo, sondern in Deutschland. Was für ein Glücksumstand.
Aber jetzt Prost.
(Und dann duschen, die Fenster putzen, durchfegen, lüften, etc. etc.....)
Tag 20, Mittwoch, 3. Januar
Es gibt zu allem noch eine Steigerung. Die kam heute, was das Offroad fahren anging. Aber der Reihe nach.
Von unserem sehr angenehmen Hotel im Nirgendwo mussten wir um 3:30 aufbrechen. Morgens versteht sich. Boris, unser Reiseleiter meinte: Wir können natürlich auch erst um 5:30 los, dann können wir aber nirgendwo für Fotos anhalten. Das war ein schlagendes Argument.
Alles wieder in die Landcruiser gepackt und los ging es im Dunkeln. Beleuchtet war an unserem Auto nur die Uhr im Armaturenbrett und ein Vorderscheinwerfer. Armaturenbrett mit Tacho (der so und so nicht ging) , Rücklichter, alles finster, wie die Nacht. Da es hier keinen TÜV gibt, die Fahrer nicht fest zu den Fahrzeugen gehören, sondern nur „zugebucht“ werden, wären alle wahrscheinlich nur erstaunt, wenn alles funktionieren würde.
Alles wieder in die Landcruiser gepackt und los ging es im Dunkeln. Beleuchtet war an unserem Auto nur die Uhr im Armaturenbrett und ein Vorderscheinwerfer. Armaturenbrett mit Tacho (der so und so nicht ging) , Rücklichter, alles finster, wie die Nacht. Da es hier keinen TÜV gibt, die Fahrer nicht fest zu den Fahrzeugen gehören, sondern nur „zugebucht“ werden, wären alle wahrscheinlich nur erstaunt, wenn alles funktionieren würde.
Die Wege wurden zunehmend holpriger je weiter wir uns von dem letzten Bastion der Zivilisation entfernten.
Dann kam die erste Lagune. Es war noch kalt auf 4000 Metern Höhe, das schien die Flamingos (deren Farben rot weiss rot übrigens den Befreier Perus zur Nationalfahne inspirierte) aber nicht zu stören.
Ein Gekreische und Gegurre war das!
Auf zur nächsten Lagune. Noch ein kleiner Tankstop (es gibt auf der gesamten Strecke zwischen Uyuni und der chilenischen Grenze (500 km Piste) keine einzige Tankstelle und man sollte das auch für Deutschland überdenken, ein paar weniger Tankstellen und dafür den Platz auf den SUV Dächern für die Kanister reservieren.
Im Inkatal
haben uns eine spezielle Art von Chinchillas begrüßt und das Brot geknabbert, das wir ihnen angeboten haben. Eine knuffige Art von Wegelagerern war das.
Die Fahrer ließen etwas Luft aus den Reifen und über Sandpisten ging es dann weiter auf der Hochebene Richtung Chile.
Boris hatte am Tag vorher, als wir an einem Tümpel drei Flamingos fotografieren wollten nicht zuviel versprochen: „Morgen seht ihr hunderte davon. Macht Euch keine Mühe hier mit den Fotos!“ Und er hat Recht behalten.
War gestern noch die bolivianische Musik zur Untermalung sehr authentisch, lagen zwischen 4:00 Uhr (Einlegen der CD) und 16:00 (Ende des Abspielens der gleichen 10 Lieder) dann doch mal die Nerven blank.
Ich mit der rechten Hand den Landcruiser-Angstgriff über dem Fenster gehalten, mit beiden Beinen mitgebremst, versucht, VOR dem Fahrer noch eine Bodenwelle zu erkennen (ach was, Bodenwelle...... das waren Waschbrettriffel, tiefe Löcher, Canyons, metertiefe Pfützen....) Wir sind in einen neuen Bus eingestiegen. Die Grenzformalitäten waren dann doch etwas gewöhnungsbedürftig. Keine Lebensmittel, kein Honig, nichts Frisches. Alles muss aufgemacht werden, jede Tasche, jeder Rucksack. Aber ich, die Heldin der Schmuggler, habe meine Coca-Blätter über die Grenze geschmuggelt. Stand zwar kurz vor einem Herzkasper, aber was macht man nicht alles für eine Drogenerfahrung der anderen Art für die Kinder und Beute-Kinder.
Dann ging es 2000 Meter in Falllinie hinunter in die Atacama Wüste. Von 4000 auf 2000 Meter und wir hatten alle zusammen noch einen schönen Abend in einer Kneipe in San Pedro. War nett gewesen und zum ersten Mal seit langem, war unser Schlaf tief und fest.
Tag 21, Donnerstag, 3. Januar
Wir haben in San Pedro de Atacama übernachtet. (Die kleine Oase am Fuss des Vulkans) Ein Backpacker - und Touristen-Hotspot- Sehr viele Leute, viele kleine Geschäfte. Viele Touren-Anbieter wetteifern um Gäste.Wir sind in das Valle de Luna (Mondtal) gefahren.
Sehr bizarre Formen. Nur an drei Tagen im Jahr gibt es Wolken, weil die Atacama-Wüste der trockenste Platz der Erde ist.
WIR hatten Wolken. Wie doof, aber das lässt sich nicht ändern. Nix mit klarer Sicht auf die Vulkane. Die Wüste ist halb so groß wie Deutschland und es regnet dort nie. (In San Pedro 10 mm pro Jahr, also auch nicht wirklich rege Schauertätigkeit.)
Danach ging es zum Flughafen. Boris hat Tschüs gesagt. Drei Wochen ans Händchen nehmen ist zu Ende. Wir mussten uns selbst das Klo suchen, was sich schwieriger gestaltete als erwartet. Wie praktisch, wenn man immer gesagt bekommt, was zu tun ist. Da könnt ihr die Augen verdrehen bei dem Thema "geführte Reise", aber komfortabler geht es einfach nicht.
Hasta la vista!
Jetzt gleich fliegen wir nach Santiago de Chile.
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