Samstag, 12. Januar 2019

Tag 28-29

Tag 28, Donnerstag 11.1.2019

Wir fahren durch Patagonien. Und wenn man um die nächste Ecke mit dem Truck biegt, sehen die Berge wieder anders aus. Leider ist es bewölkt und um mit Fotos ein bisschen anzugeben, braucht man Sonne. 















Da haben wir in der Sächsischen Schweiz jeden möglichen Berg mit Leitern und Treppen und Wegen erschlossen, hier gibt es nur Berge.  Keine Wege, kein Hinweis auf irgendwelche Highlights. Ich denke, jeder der Gipfel wäre eine Erst-Erwanderung, aber ich kann mich täuschen. Hier reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt.
Wir reisen wieder Richtung Chile. Kurze 30 min-Einkaufspause, das Cookteam two muss für max.  2.400 Pesos (ca. 60 €) für unser Lunch einkaufen. Zum Glück ist jedem Kochteam ein „Koch“ zugewiesen (also jemand, der auf die Frage, ob er sich zutraut, für 24 Leute zu kochen, mit ja geantwortet hat). Da hat es meine Kochgruppe einfach, weil für so ein Lunch ja nicht soooo viel zu tun ist. Aber es gab trotzdem drei verschiedene Salate, Sandwiches, Melone, Kuchen, eine Obstschüssel und alles für 2.390 Pesos. Punktlandung!














Wir fahren nach Futaleufu in Chile. An der Grenze wurde wieder der ganze Truck durchsucht, dass auch kein Apfel und kein Stück Holz die Grenze von Argentinien nach Chile überquert. Aber vorher muss noch der Zettel für den „Agrarminister“ ausgefüllt werden. Wo kommst Du her? Wo willst Du hin? Mit was reist Du? Wenn du die falsche Adresse des Campingplatzes geschrieben hast…nochmal von vorn. Hast du bei „Wo kommst Du her?“ Deutschland geschrieben, satt Argentinien…nochmal ausfüllen….  Aha, hier sind wir mit dem Bus und nicht nit einem Truck unterwegs…. nochmal ausfüllen….irgendwann war ich dann doch so entnervt, dass ich doch glatt vergessen habe, meine Coca-Blätter anzugeben. Jetzt schon doppelt geschmuggelt. 















Ankunft in Futaleufu. Es regnet jetzt. Verdammt. Jan, der Reise-Bus-Truck-Chef meinte heute Mittag schon, wir sollen die Zeit genießen, wenn man noch draußen seinen Salat essen kann, weiter südlich würde er uns in 1 Sekunde vom Teller geblasen. Zum Glück habe ich mein gepunktetes Sommerkleid dabei und die kurzen Hosen. Wie dämlich. Wahrscheinlich ist die Komfort-Temperatur meines Schlafsacks 15 Grad über Null. Ich friere schon, wenn ich drüber nachdenke. Aber Louis Trenker ist auch mit einem Lederrucksack und wahrscheinlich selbstgestrickten Socken gewandert. Zum Schlafen gabs eine Pferdedecke. Da kann doch nicht alles eine Materialschlacht sein. 
Zu Hause habe ich über Uwe gelacht, als jeden Tag ein anderes Paket für ihn ankam. Lange Unterhosen aus Schafwolle, langes Unterhemd in Merinowolle, kurzes Unterhemd, auch zum Joggen geeignet, in Hightech-Faser plus Schaf plus Mega-Tragekomfort. Schlafsack mit Beinfreiheit und gut bis -30 Grad (wahrscheinlich). Während ich also meine angesammelten alten H&M-Shirts aus der hintersten Schrankecke gekramt habe und sie mit einem Sticker versehen habe „Noch einmal tragen, dann wegschmeißen!“, hat Uwe in sein Expeditionsmaterial investiert. Oh Mann, ich brauche noch eine Windstopperjacke. Zwiebellook mag ja ganz nett sein, aber nicht wenn alle vier Jacken eine Kapuze haben, wird’s am Hals ein bisschen eng. Ich werde den ultimativen Test machen „Wärmt Baumwolle auch im nassen Zustand und bei Wind und Wetter?“ Mammut und Schöffen können isch warm anziehen. In entwickeln die neue Outdoorlinie „Back to the roots“.
Abends dann gabs zumindest eine warme Hütte und vor dem Abendessen haben alle noch ihre Hausaufgaben gemacht oder einfach leckeren chilenischen Rotwein aus Plastiktassen getrunken.














Morgen starten wir 8.30 Uhr zum Whitewater-Rafting. Deswegen sind wir eigentlich nur hier her gefahren. Hier ist ein Fluss mit Rafting- Rating V. Nicht das ich mich hier auskennen würde, aber der Fluss gehört zu den drei „aufregendsten Flüssen für Rafting“ weltweit. Und ich bin dabei. (Warum kann ich nicht nein sagen?)

Tag 29, Freitag 12.1.2019

Der Regen hat irgendwann in der Nacht aufgehört und hat ein paar Wolken und blauem Himmel Platz gemacht. 
Mit 16 Leuten ging es schon um 8:30 Uhr eine Stunde lang über Schotter zu unserem Rafting-Startpunkt. Nervös? Ähm…… ein bisschen. Dann die Einweisung. Drei Raftingboote mit 4,5 und 6 Leuten besetzt. Beim Einsteigen in den Wetsuit, also dieses enge Dinge, was dich vor Kälte schützen soll, habe ich mich das erste Mal gefragt „Was machst du hier eigentlich?“ Schuhe. Schwimmweste, Helm. 














Am Ende sah es schon mal ziemlich professionell aus. Dann die Einweisung. Zum Glück kann ich nicht so gut Englisch, dass ich alles verstanden hätte. 6 Leute begleiten uns in Kayaks oder Katamarans. Wenn du über das Boot „flippst“, keine Panik bekommen. (Aha, wie geht das. Ich bekomme schon Panik, wenn ich in einem dunklen Zelt schlafe und mich nicht an meine Taschenlampe kuscheln kann.) Nicht den Retter aus dem Kayak ins Wasser zerren. Nur über Wasser atmen. Vorher feststellen, wo Überwasser ist. Kippt das ganze Boot, dauert es nie mehr als 30s, dann passiert immer irgendwas, meistens kommt Hilfe (…und dann bekommt man auch wieder Luft wahrscheinlich). 
Nach 30 min und zehn Kommandos zwischen forward und backward und left and setz dich runter und zieh den Kopf ein…… habe ich dann mal gefragt, wo bei dem Boot eigentlich vorn und hinten ist und in welche Richtung wir fahren. Da durften Uwe und ich dann gleich mal im ersten Boot mitfahren.
Die Bilder von unserer Wildwasserfahrt kommen, verständlicherweise (denn wer will schon eine Kamera unter Wasser mitnehmen) irgendwann die nächsten Tage. Es gab das Team, dass Fotos in allen Lagen mit GoPros und vom Ufer aus geschossen hat.
Das hier war jedenfalls der Fluss am Ende der Strecke.














Was soll ich sagen? Moritz und Marie sind mal in Markleeberg eine künstliche Strecke geraftet….huch, wie gefährlich! Yes, Eure Mutter did it today! Uwe natürlich auch, aber der war nicht am morgen so weinerlich wie ich. Und das war keine Strecke, wo das Boot am Ende inclusive Insassen mit einer Seilwinde wieder hochgezogen wird.
Ich weiß jetzt, was Kategorie 5 (höher geht nicht) und 4+ beim Rafting ist, denn ich bin da runter gefahren. Niemand ist aus dem Boot gefallen, keiner gekentert, aber unser Guide hat schon manchmal ganz schön gebrüllt „forward“ und wir haben alle öfters in der Luft gepaddelt, weil irgend ein Teil von unserem Boot keinen Wasserkontakt hatte. Wie gesagt, Action-Bilder davon gibt es später.














Jetzt liegen alle in der Sonne auf dem Campingplatz und grinsen über beide Backen. Ich sitze an einem kleinen Flüsschen (sehr blau), gucke auf einen schneebedeckten Berg (sehr weiß), über mir der blaue Himmel (sehr strahlend) und freue mich. Muss man mit 52 alles mitmachen? Man muss nicht, aber man sollte! 
(Anmerkung der Redaktion: Der Campingplatz liegt direkt an dem Fluss Futaleufu, siehe Bild unten. ich sitze, nein hocke hinter der Bibliothek des Ortes mit gleichem Namen und habe mich in deren WiFi "gehackt". Ob wir durch Zufall die nächsten Tage wieder so eine Verbindung finden werden, glaube ich nicht. Wir kommen immer südlicher und es wird immer "leerer" dafür um so "natürlicher". Also bitte nicht ungeduldig werden, wenn es etwas dauert mit den updates!)


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