Über Hiroshima liegt eine drückende Stimmung. Irgendwie haben wir beide das Gefühl, hier kann man nicht feiern, nicht ausgelassen sein. Aber vielleicht geht es nur uns so. Jedenfalls ist die Stadt voll mit Menschen, die übermorgen am Memorial Day, ein Statement setzen wollen. Gegen Atomwaffen und gegen den Irrsinn, der mit deren Einsatz einhergeht.
Raus aus der Stadt. Früh am Morgen haben wir uns aufgemacht nach Miyajima. Eine Insel direkt vor den Toren Hiroshimas. Nach einer kurzen Bahn- und Fährfahrt (Zur Erinnerung: Alles schon bezahlt mit dem JR Railpass) haben wir uns erst einmal mit den heiligen Haupteinwohnern der Insel bekannt gemacht
Die Hauptattraktion von Miyajima sind natürlich nicht die frei rumlaufenden Rehe, die dir alles aus der Tasche klauen, was irgendwie nach Essen riecht, sondern der Itsukushima Schrein und das dazu gehörige Tori (Wir erinnern uns an unseren Küchenchef-Samurai aus dem Heike-Clan. Für diesen Schrein hier hat sich der Clan umsonst engagiert.)
Die ganze Insel ist heilig und natürlich auch der dazugehörige Berg, auf dem fast zahme Affen wohnen und der teilweise noch von Urwald bedeckt ist. Wir machten uns auf zum Gipfel und auf dem Weg dahin hatten wir erst einmal eine ordentliche Brotzeit . Aber nichts mit Bratwurst. Hier gab es Bier, Aal und Lotusblüten.
Der Gipfel bietet wirklich eine unglaubliche Aussicht auf die vorgelagerten Inseln und diese Aussicht gab das Vorbild für einige Zen Gärten in Kyoto ab. Allerdings musste man sich schon ein bisschen länger hier oben aufhalten, so wie der Mönch Kobo-Daishi, um klare Sicht zu haben. Daishi tat das meditierend 100 Tage lang und zwar im Jahr 806. Tja, und weil der Berg heilig ist, sein Karma inspirierend und das Feuer etwas ganz besonderes ist, brennt es heute immer noch. 1200 Jahre später als „Eternal Flame“. Mir tut nur der Typ leid, der jeden Tag für das Feuerholz zuständig ist.
Auf dem Weg zum Gipfel gab es dann auch so etwas wie den Trevi Brunnen in Rom (vor einem Jahr haben wir rückwärts in diesen römischen Brunnen Geld geworfen und das bedeutet, man kommt ganz sicher wieder). Jetzt haben wir unsere 5 Cent hingeworfen um wieder zu kommen und die Götter gnädig zu stimmen.
Oben gibt es den dann einzigartigen Rundblick, leider ein kleines bisschen diesig, aber mal sehen, vielleicht haben wir ja das nächste Mal klare Sicht.
Während wir nicht die ganzen 530 Meter hochsteigen wollten und die Seilbahn genommen haben, konnte uns auch nicht der Hinweis auf Lebensgefahr davon abhalten zu Fuss nach unten zu wandern. Sylke schlief ein Stündchen auf dem Gipfel und war dann wieder einigermaßen fit um sowohl den Vipern zu begegnen, als auch auf die Geräusche der Natur (zeitweise klang es wie im Zoo) zu achten.
Wieder unten angekommen, haben wir selbstverständlich (obwohl nicht ein Monat mit r) die Spezialität der Insel probiert: Austern. Aber so dekadent waren wir dann doch nicht, es gab für jeden nur eine (und die war auch gebraten und von einem Stand an der Straße).
Inzwischen war auch Ebbe unterm Tori und wir konnten eine freundliche Touristin bitten, uns mal zu knipsen, wie wir mit allen anderen die Chance nutztn, drunter durch zu latschen, was ein besonders glückliches Leben verheißen soll. Haben wir zwar eigentlich schon, aber man weiss ja nie.
Zurück in Hiroshima haben wir dann kurzentschlossen, weil Sylke sich nicht solo wohl fühlt, für ein Abendessen auf dem Zimmer eingekauft, aber die Jungs haben wir dann doch liegen lassen.
Und so haben wir jetzt klein und fein gespeist und gleich gehts in die Heia, die kurzfristig als Abendbrottisch herhalten musste. Viel mehr Platz ist in unserer Zelle nicht. Man kann nicht mal den Koffer aufklappen. Wir sehen bisschen so aus, als ob wir nachher gleich wieder unseren Dienst als Hausmeisterehepaar des Hotels antreten würden zur Spätschicht, aber das sind nur die Yukatas, die sich hier in Japan zur Feierabendstimmung im Zimmer jeder Japaner drüberwirft.
おやすみなさい、よく眠ります, Gute Nacht, schlaft gut!
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