Natürlich gab es kein WiFi im Kloster, das übrigens kein Zen Kloster, sondern ein buddhistisches Kloster war.
Sylke hat dann gleich die Meditationsritualle mitgemacht und ist jetzt besonders heilig. Das Eiko-in ist eines der ältesten Tempel in Koyasan. Das liegt südlich von Osaka im Hochland. Der Ort beherbergte einmal 1700 Tempel, heute sind es noch 700.
Gegründet wurde er von Kobo Daishi 815. Seit dem sitzt der Mönch übrigens in einem Kämmerchen und meditiert immer noch. Nur der Obermönch und der Kaiser persönlich dürfen ihn besuchen. Kein Scherz! Seit dem werden ihm jeden Tag zwei Mahlzeiten gebracht (die Mönche essen nur früh und Mittags) und alle warten. Ich habe leider vergessen auf was. Lach! Das irgendein Buddha kommt und das wird dann genau hier an diesem Ort in Koyasan sein.
Also heute ist hier nichts passiert. Schade! Wir wären gern dabei gewesen.
Aber Kukai, also Kobo Daisha, war nicht nur ein Mönch, sondern hat die japanische Schrift vereinfacht, war Künstler, Architekt etc.. Und hat eben die vollkommene buddhistische Lehre erfunden, die ihn dazu brachte, sich selbst mit 62 Jahren meditierend einzuschließen, weil er ja den direkten Draht zu Buddha gefunden hatte. Im Jahr 835.
Unser sehr lebendiger und lustiger Mönch lud am Abend noch zu einer nächtlichen Führung über den Friedhof ein, auf dem sich nicht nur Kobo Daishi´s Kammer befindet (und diverse Schreine, Tempel etc.), sondern 200.000 Gräber von Gläubigen die sich in seiner Nähe seit dem 8.Jahrhundert (manche auch nur mit einer Locke oder einem Fingernagel, weil dieser Ort sehr heilig ist) haben begraben lassen.
Dann noch ein heisses Bad und ab ins Bett in einer wunderbar ruhigen Umgebung. Die Futtons wurden von den Mönchen vorbereitet ebenso wie das vegetarische Abendessen. (Sylke knurrt jetzt noch der Magen).
Aber heute ist es soweit. Wir hatten es vorausgeahnt, heute hat es uns ereilt. Die erste Tempelflaute. Mann oh Mann, und das hier in Koyasan, an einem Ort mit Geschichte und vielen Weltkulturerbestätten auf kleinstem Raum. Und es ist nicht mal so heiß, weil wir in den Bergen sind. Und es sind auch nicht so schrecklich viel Leute. Aber wir können es nicht ändern, wir haben keine Lust, durch den 100sten Tempel oder die 99ste Pagode oder den 98ste Schrein zu latschen. Wir brauchen mal eine Tempel-Pause.
Heute früh, 6.30 Uhr Morgenandacht mit den Mönchen. Angeblich kein touristischer Nepp sondern das tägliche Ritual. Drei Mönche singen aus Leibeskräften irgendwelche Mantras, jeder was anderes und alle heilige Zeit treffen die drei unterschiedlichen Lieder mal zur gleichen Zeit die gleiche Tonlage. Interessant. Aber wenn man nicht wirklich weiß, worum es dabei geht, auch irgendwie seltsam.
Danach das Feuerritual. In einem Raum entfacht Mönch Eins ein mittleres Feuerchen (mit seinen Nylonumhang ein ziemlich gefährliches Unterfangen) und Mönch Zwei schlägt die Trommel. Danach wusste ich, warum die Touristen nur auf einer Seite Platz nehmen sollten, sonst hätte es einen Gehörschaden gegeben. Irre laut. Dazu wird gemurmelt, gebrabbelt und gesungen. (Klar, Buddha muss das ja über den ganzen Lärm der Welt hinweg hören)
7:30 Uhr Mönchsfrühstück. Vegetarisch, Algen, irgendwas mit Schwamm (okay, ein bisschen Geschmack war auch dabei), grüner Tee, Reis.
Da haben wir und danach das kleine Mönchsgedeck aus der Cafeteria gegenüber gegönnt (himmlische Preise, zwei Kaffe und ein O-Saft, 18 €)
Wo sich doch der Hersteller des Kaffees direkt nebenan auf dem Friedhof verewigt hat,
genauso wie der Ingenieur, der mit am Raketenprogramm der NASA gearbeitet hatte.
Da waren uns die klassischen Gräber schon lieber:
Und trotzdem sind wirdann anschließend ziemlich lustlos durch die Sehenswürdigkeiten gelatscht.
Jetzt sitzen wir im Zug und weil in diese entlegene Ecke nur Bummelzüge fahren und wir gerne mit unserem Japan Railpass fahren wollen, bewegen wir uns langsam in Richtung Kyoto.
Dort soll es auch interessante Schreine, Klöster und Tempel geben. Sehr viele sogar. Mache fahren nur hier her und nicht noch an andere Stellen. Stöhn.
Aber wir können ja auch einfach den Schnupfen von Uwe auskurieren und uns mit einer Bento-Box unter einen alten Baum setzen.
Was bei der Reduktion der Räumlichkeiten von stolzen 40 qm japanischem Tatami Zimmer mit Gartenblick und absoluter Ruhe, plus Onsen (müsstet ihr jetzt wissen: Heisses, große Bad) im Kloster zu den üblichen 18 qm mit Nasszelle in Kyoto schwer fällt. Aber ich hab für Sylke endlich mal einen erschwinglichen Chardonnay erstanden, der auch noch schmeckt. Seit dem hör ich nichts mehr von ihr.
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