Dienstag, 9. August 2016

Tag 14

Wir sind im Kloster. Es ist 18.00 Uhr und wir haben schon gegessen (vegetarisch natürlich), uns gewaschen (auf dem Höckerchen  im Gemeinschaftsbad, aber jetzt weiß ich ja, wie das geht), meditiert und…man glaubt es kaum, ein Bier getrunken. 

Uwe´s größtes Problem: Kein Fleisch geht noch, aber kein Bier...




















Das wird eine wundervolle Nacht, weil uns endlich mal nicht das Klimaanlagen-Brummen begleitet, sondern wir von unserem „ Bett“, wo gerade noch unser Abendbrottischchen stand, in einen schönen japanischen Garten schauen und wir bei offenen Schiebefenstern schlafen können. Hier wird wirklich Platz gespart, aber eben nicht so, dass die Zimmer zu klein wären. Im Gegenteil. Traditionell wird nach dem Essen an gleicher Stelle der Futon ausgerollt (ziemlich hart, weil es fehlt einfach das Bettgestell und die Schlaraffia-Matratze, dafür eine Isomatte aus Studentenzeiten und ein Kirschkernkissen fürs Haupt).

Wir sind heute von der trubeligen Stadt Osaka in die Klostergegend Koyasan gefahren. Hat ein bisschen länger gedauert (dann noch mit einer Standseilbahn am Ende)





















Gestern Abend waren wir noch auf einem architektonischen Highlight in Osaka, dem Umeda Sky Building von dem Architekten Hara Hiroshi und haben uns von oben die nächtliche Stadt angesehen. Aber: Olle Uwe hatte seine Chipkarte auf dem Zimmer liegen lassen. Blieb also nur das Handy für Fotos.











































Große  Architektur jedenfalls, die wir dann nochmal bald in Kyoto bestaunen können. D hat der Architekt den Bahnhof gebaut.

Zurück in Koyasan: Wenn ich mich hier umsehe, außer unserer Zimmerlampe ist nichts mit Beleuchtung. Hoffentlich gibt es draußen auf dem Flur Licht, damit ich dann , wenn ich aufs Klo muss, mit den Schuhen nicht durcheinander komme (mit nackten Füßen von der Tatamimatte runter, in die Zimmerschuhe schlüpfen, zum Klo laufen, dort die Kloschuhe anziehen, aber Achtung! Die eigenen Schuhe schon beim ausziehen in „Fahrtrichtung“ stellen, sonst wirst du gleich als Tourist entlarvt. Und danach geht es wieder rückwärts mit den Schuhen. Kommst Du im Zimmer an und hast noch die Kloschuhe an den Füßen, ist was schief gelaufen.)


Ich gebe mal meine kurze Zusammenfassung zu „Was unterscheidet Japan von Deutschland?“:
  1. Hier sind irgendwie alle schlank, obwohl (vor allem in Zügen) immer gekaut wird. Muss an der japanischen DNA liegen. Oder ich probiere es mal mit Reis zu Hause, aber viele andere Zutaten fehlen da eben.
  2. Die japanische Art Nudelsuppe zu essen ist für uns Deutsche (Stimmt nicht, ist nur für Sylke eine Zumutung, Anmerkung der Redaktion) wirklich eine Zumutung. Man nehme einen Batzen Nudeln in den Mund und ziehen was das Zeug hält die Nudeln in den Mund. Total verpöhnt ist abbeißen. Ich habe es versucht, aber mit meiner guten Kinderstube klang das so, als ob ich ein niedliches Kätzchen anlocken will. Mit solchen Geräuschen wirst du hier ausgelacht.
  3. Die Japaner sind alle sehr ernst. Da wird nicht gegrüßt, wenn man ein den Aufzug steigt. Da wird geschwiegen. Und möglichst finster geschaut. Lächelst du mal jemanden an, weil du dich freust, hier in dem Land zu sein, dann sind alle irgendwie total verdattert. Das macht hier niemand.
  4. Bei rot wird an der Ampel gewartet. NIEMAND geht, auch wenn alles frei ist und die Ampelphase 10 min dauert (außer Uwe und ich).
  5. Viele japanische Männer haben die Wechseljahre, weil sie sich mit einem Fächer Luft zufächeln. Ob im Anzug oder in Shorts, alle tun es.
  6. In der Straßenbahn und im Bus bezahlt man beim Aussteigen.
  7. Die Taschentücher sind so dünn wie Seidenpapier. Besonders doof, wenn man Schnupfen hat.
  8. Es gibt irre wenig Mülleimer, jeder nimmt alles ´wieder mit nach Hause und trotzdem oder gerade deswegen ist alles super sauber.
  9. Illustrierte beginnen hinten, also das Cover ist auf der Rückseite. Irgendwie lustig, aber sinnvoll, wenn man japanisch schreibt.
  10. Jeder Erwachsene in Japan hat eine Beschäftig und der japanischen Arbeitnehmer nimmt seinen Job sehr ernst. Egal ob er dafür die Verantwortung hat, aus einer ungeordneten Schlange aller Wartenden eine Vier-Personen-Schlange zu formen, da mit zwei Teilschlangen geordnet die beiden Fahrstühle gefüllt werden können mit der maximal zulässigen Personenzahl. (Hat das jetzt jemand verstanden? Wahrscheinlich nicht....) Oder sei es der Job, in der Straßenbahn das Geld zu wechseln und an jeder Haltestelle durchs Mikro sowas wie „Doromatschimanimas!“ zusagen, was wahrscheinlich heißt „Achtung. Die Türen gehen zu.“ Und all diese Jobs mit so einer Würde, da kann man sich mal eine Scheibe abschneiden.

Wenig Bilder heute, aber jetzt ist der Fotograf ein bisschen schwach. Wenn die japanischen Hotelzimmer so klein sind, dass man keinen Koffer aufklappen kann, dann bleibt es nicht aus, dass die Erkältungsviren sich von der einen zu dem anderen aufmachen.


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