Gestern gab es mal wieder kein WiFi in unserem Ryokan am Rand der Welt. Aber alles der Reihe nach:
Bevor die Zusammenfassung des Tages 18 folgt, noch ein paar Gedanken zu den Mädchen in Japan und zum Essen.
Mädchen:
Was für schöne junge Frauen es hier gibt. Es scheint ziemlich angesagt zu sein, dass die jungen Mädchen im Kimono durch die Straßen schlendern, mit der passende Tasche und den Flipflops aus Holz in kleinen Tippelschritten, weil etwas anderes der Schnitt des Gewandes nicht zulässt.
Die Haare in abenteuerlichen Frisuren hochgesteckt, mit Perlen und Blüten verziert. Sie sehen alle gleichermaßen chic aus.
Daneben die kürzlich 50 Jahre gewordene deutsche Touristin. Wohlgenährt, mit kurzem praktischen Haarschnitt. Kein schwarzes, langes Walle-Haar weit und breit, was man mit einer Kopfbewegung elegant aus dem Gesicht schüttelt. Dafür bequeme flache Sandalen, die Tasche quer über die Brust, denn so ist es am praktischsten. Gern noch in eine atmungsaktives T-Shirt gehüllt, denn man will ja am Abend nicht komplett verschwitzt aussehen. Geschminkt? Ach was, bei der Hitze müsste man aller fünf Minuten das Puder und den Spiegel aus der Tasche holen. Also lässt man es ganz.
Und dann kommen permanent diese elfengleichen Geschöpfe angeschwebt. Da kommt man sich irgendwie vor, wie ein Ackergaul. Ehrlich, ich will nach Hause (da sehen wenigstens die meisten so aus wie ich!)
Essen, speziell Sukiyaki:
Uwe und ich haben kürzlich ein Sukiyaki gegessen. Da wird die Schüssel mit Soße auf einem kleinen Herd am Tisch gekocht und man bekommt ganz viele Zutaten extra gereicht, die man in der heißen Soße erhitzt. Man wirft alles in die Soße und fischt es anschließend heraus, von Fleisch bis Gemüse (und ein paar undefinierbaren Dingen). Es kamen auch zwei rohe Eier (wir haben berichtet) und da uns irgendwie nicht ganz klar war, was wir damit machen, haben wir die Eier samt Schale in die Soße geworfen und ein bisschen vor sich hinkochen lassen.
Bei Renate, die viele Jahre mit einem Japaner verheiratet war und ihren japanischen Arbeitskollegen haben wir mit unserem Bild, wie die ganzen Eier in der Sukiyaki-Soße auf dem Tisch garen, einen Lachflash ausgelöst. Renate hat über whatsapp geschrieben, dass sie lange nicht so herzhaft gelacht hat und das Bild bei ihren japanischen Kollegen minutenlange Schnappatmung hervorgerufen hat.
Merke: Man braucht hier teilweise einen Essberater. Richtig wäre gewesen, das rohe Ei im Schälchen zu verrührt und das heiße Gemüse oder Fleisch aus dem Topf vor dem Verzehren noch kurz durchs Ei zu ziehen. Darauf muss man erstmal kommen!!!
Meine Rache folgt:
Den nächsten Japaner, den ich kennenlerne, schicke ich Weihnachten ein Paket mit Räucherkerzchen (die kleinen, die so schön qualmen, wenn man sie anzündet) und lach mich dann schlapp, wenn ihnen die „Süßigkeiten“ nicht wirklich gut schmecken.
Ist eben eine typisches deutsches Weihnachtsgebäck. Lach!
(@Renate: Das ist natürlich ein Scherz…)
Und heute?
Wir haben schon irgendwie Zeit und Raum verloren. Früh schauen wir auf unseren Reiseplan und fragen uns „Wer kam denn auf die Idee, dorthin zu fahren?“ Keiner will es gewesen sein, aber das Hotel ist gebucht. Nicht mal Google-Maps kennt die Adresse. Da ist guter Rat teuer. Irgendwie werden wir schon hinkommen. Google schüttet eine Eisenbahnroute mit zweimal umsteigen aus, Richtung Tokio. Das kann nicht ganz falsch sein, also machen wir uns auf die Socken.
Aber bevor es auf große Reise geht wird noch ein kurzes Power-Sightseeing eingelegt.
Station 1:
Der größte Markt der Stadt, der Nishiki-Markt ist streckenweise auf nüchternen Magen eine Herausforderung. Man kennt nichts, was dort verkauft wird und um 9.00 Uhr einen Ayu, also gebratenen kleinen Fisch mit Innereien, das muss nicht sein.
Dann haben wir uns dazu entschlossen, weil wir schon mal hier sind, den kaiserlichen Palast zu besuchen. In der Touristen-Info, als Highlight beschrieben und dick rot eingekringelt auf der Karte.
Das war aber leider die langweiligste Attraktion von ganz Kyoto und irgendwie empfanden nicht nur wir das so. Also, dort wo keine Leute sind, ist es meistens langweilig!
Stattdessen haben wir dann den wirklich schönen Shouseien Garten besucht, ein Traum im Herzen von Kyoto.
Dann den Higashi Honganshi Tempel, den der Shogun Tokugawa im 17. Jahrhundert erbauen lies. Riesig, imposant und gerade renoviert, sind Fotos innen leider nicht erlaubt.
Der nächste Tempel war der Nishi Honganji Tempel, ein buddhistischer Tempel, dessen Renovierung auch fast abgeschlossen war. Hier haben wir mal einfach ein unerlaubtes Foto gemacht denn: Kennst du einen, kennst du alle.
Alle Orte Weltkulturerbe oder knapp daran vorbeigeschrammt. Kyoto hat 16 Weltkulturerbestätten, da kann man schon mal durcheinander kommen.
Aber: Es sind 36 Grad und wir freuen uns, ans Meer zu fahren.
Schnell noch den Reiseproviant für mich und für Uwe ein Bier und ab in den Shinkansen, und ein kleines Beispiel, wie toll man in so einem Zug durch die Landschaft flitzt.
Dann Umsteigen in den JR Bummelzug, ging noch.
Aber schließlich, nach einem opulenten Kuchen und 2 Tassen naja, Kaffee oder sowas ähnliches, für insgesamt 12 Euro, erwartete uns dann der Bimmel-Bummel-Zug.
Das sah dann so aus:
Und da kamen wir an.
Irgendwie hat ganz schön mein Herz geklopft, denn ich war mir nach drei Stunden Bahnfahrt nicht ganz sicher, ob wir im richtigen Ort sind. Waren wir aber.
Blick von unserem Zimmer aus unserem Ryokan. (Quizfrage: Was ist ein Ryokan? Richtig, ein traditionelles Gasthaus, mit einem Onsen, einem Kaiseki-Essen und schlafen auf Futtons und Tatamimatten, was in diesem Fall wirklich sehr hart war.)
Dann noch ein kleiner Spaziergang am Strand, ein Bad im Onsen und schließlich, unser letztes Kaiseki.
In Tokyo werden wir das nicht mehr haben (Sylke: Die Schnecke hat ja noch Fühler, das esse ich nicht!)
Schnecke (nicht auf dem Bild), Sashimi, aber wenigstens kein rohes Kätzchen.
Wir freuen uns ein bisschen auf Tokyo und Hawaii. Heute wurde schon mal das Gespräch auf Burger und Rotwein gelenkt. Mal sehen. Jetzt aber erst Mal gute Nacht in unserem letzten Ryokan.
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