Wir sind in Fukuoka und wollen mit dem Zug nach Hitoyoshi. Da heißt es nach dem Aufstehen erstmal - umpacken. Wir wollen ja nicht wie ein mittelaltes Paar unseren Koffer hinter uns herziehen, sondern irgendwie auch cool rüberkommen. Das geht nur mit Rucksack. Also drei Unterhosen eingepackt, die Zahnbürste und fertig. Schnell noch ein Bild von der Koffern gemacht, damit wir übermorgen in Hiroshima an jeden Laternenpfahl einen Zettel kleben können „Missing!“
Wir haben einen Railpass, mit dem wir fast alle Züge in Japan benutzen können. Das ist ziemlich bequem, denn man muss nur durchs Türchen gehen und sich nicht mit dem Fahrkartenautomaten abmühen. Die Japaner essen oder schlafen im Zug. Da wir eigentlich direkt aus dem Bett kommen, bleibt uns nur das Essen. Während wir in Deutschland von Ditsch eine Brezel kaufen oder die Eischnitten von zu Hause im Zug essen, reisen die Japaner mit einer Bentobox.
Die gibt es in verschiedenster Ausführung, im Schächtelchen mit Geschenkpapier und Schleife drum, incl. Stäbchen und Erfrischungstuch. Auch lecker früh um 10.00 Uhr.
10 min später sah die Bentobox so aus. Sorry Uwe, ich wusste nicht, das Du was abhaben wolltest!
Aber zum Glück hatten wir schon eine Tasse Kaffee bei Starbucks getrunken.
Aber Zugfahren ist wirklich ziemlich cool. Mit wahrscheinlich 250 kmh sind wir mit dem Shinkansen eine Stunde nach Kumamoto gefahren. An jeder Haltestelle gibt es eine moderne Enfillade (ach, der schlaue Professor - ich übersetze das mal. Wenn alle Türen offen sind und man kann von vorn nach hintern schauen, wie z.B. in Schlössern, dann nennt man das Enfillade,…..optimaler weise spricht man das französisch aus)
Vom Shinkansen-Zug nur 100m entfernt wartete schon das nächste Gefährt, die Straßenbahn. Die ganzen alten Modelle werden wahrscheinlich nach San Francisco und nach Kumamoto geschafft. das war dann nach dem hochmodernen Shinkansen doch ein anderes Zeitalter
Mit der Straßenbahn zum Castle Kumamoto. Im April gab es hier ein Erdbeben. In Deutschland mal kurz in der Tagesschau, aber wenn man hier her reist, hört man das auf einem anderen Ohr. Wenn man aber wirklich davor steht, denkt man nur „Wahnsinn! Hätte ja auch heute sein können. Genau wenn ich gerade hier bin!“ War es aber nicht, zum Glück.
Man weiß wohl, dass Japan auf einer wackligen Insel ist, aber wenn man im Fahrplan liest, dass wirklich ein Zug nach Fukuoka führt und man diese Bilder mit eigenen Augen sieht, das ist schon mal eine andere Nummer.
Mit „neuster“ Technik dann weiter im Zug nach Hitoyoshi.
Für alle, die gerne Eisenbahnpuffer küssen oder viele Jahre in ihrem Berufsleben Gleise verlegt haben, hier ein kleiner Ausschnitt der Fahrt von Yashituro nach Hitoyoshi.
Für alle, die gerne Eisenbahnpuffer küssen oder viele Jahre in ihrem Berufsleben Gleise verlegt haben, hier ein kleiner Ausschnitt der Fahrt von Yashituro nach Hitoyoshi.
Und dann, unser erster Ryokan mit einem Onsen. Hääää? Was ist das? Das sind traditionelle Gasthäuser, mit einem heißen Bad. Hier war es ein Gemeinschaftsbad und das geht dann so (ich berichte mal von meiner eigenen Erfahrung, Uwe kennt das ja schon:
Man kommt im Ryokan an, wundert sich, dass im Zimmer kein Bett steht, zieht die Schuh aus (die Straßenschuhe hat man schon am Ryokaneingang ausgezogen, jetzt sind die Schlappen dran), schmeißt seine Klamotten in die Ecke und schlüpft in ein Yukata (ein leichter japanischer Bademantel). Will man aufs Klo (Brille beheizt, Ihr erinnert Euch), zieht man die Kloschlappen an.
Raus aus dem Klo, Kosschlappen aus, Zimmertür, Hausschlappen an, bis zum Onsen, vom Liebsten verabschieden, Hausschlappen aus, rein in den Onsenvorraum. Jetzt heißt es erstmal gucken, was die anderen machen. Aha, Jukata ausziehen.
Und rein in den Onsen. In der Mitte ist ein Wasserbecken und rechts und links stehen Minihocker mit je einem Wasserhahn, Handbrause und einer Waschschüssel.
Was machen die nackten Mädels, die mit mir gekommen sind? Auf den Hocker setzen. Abduschen, Schüssel volllaufen lassen und Haare waschen. Geht einfach. Mach ich auch. Zwischendurch versuchen den Bauch einzuziehen, aber auf einem Hocker, 20 cm überm Erdboden schwierig, aber nicht unmöglich. Haare abbrausen. Körper einseifen, vorne, hinten, unten, oben, bossle schrubben, fertig. Abbrausen. Ich stehe auf uns will ins Wasser. Okay… nein… meine nackten „Vorwäscherinnen“ waschen sich die Haare. He?
Haben wir doch gerade gemacht. Egal, nochmal. (Vielleicht arbeiten die in einer Frittierküche, aber ich habe irgendwie Angst, dass ich was falsch mache, also seife ich tapfer weiter.) Aha, ein neues Element, das Gesicht reinigen. In Literflaschen steht alles bereit, Shampoo, Conditioner, Facecleaner, Seife, Schaum, was das Herz begehrt. Als nochmal alles geseift wurde, ich dachte, ich quetsche schon beim drüberrubbeln, abgebraust wurde, ich zwischendurch schon vergessen hatte, den Bauch auf meinem Söckchen einzuziehen, dachte ich, „Jetzt geht es los!“, aber die Girls haben sich nochmal die Haare geseift. Jetzt reicht´s. Da bin ich ins Wasser. HILFE! Ich bade ja gerne heiß, aber das ging zu weit. Schnappatmung wegen Hitze.
Ich habe dann so lange ausgeharrt, bis die Mädels kamen. Die waren wirklich sauber, muss ich sagen. Mit Dampfwölkchen, die aus den Ohren kamen, bin ich dann aus dem Onsen gestiegen. Gecremt, geölt und ein bisschen schwitzend wieder in die Jukata gestiegen. Was für ein Wahnsinn. Die Japaner lieben ihre Onsen-Bäder. Das hat lange Tradition, aber sich vor anderen zu waschen, mehrfach von oben nach unten und wieder zurück und wenn alles sauber ist, nochmal von vorne zu beginnen, da muss ich mich erst dran gewöhnen.
Aber wir essen hier wie die Japaner, trinken wie die Japaner, deshalb baden wir auch so.
Über das Essen berichten wir morgen. Eins vorweg, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Schnecke, rohes Pferd, Fischeier in Remoulade, Gelee mit Oktopus und Minimuschel mit Reis gegessen.
War aber köstlich (der Kommentar ist von mir, Uwe).
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